Rezension: „84, Charing Cross Road“ von Helene Hanff

„84, Charing Cross Road“ von Helene Hanff (Bildrechte: Atlantik)

„Kümmern Sie sich niemals darum, ob ich etwas bereits aufgetrieben haben könnte. Ich sehe mich nirgendwo anders mehr um.“ (S.28)

Inhalt: So viel gibt es zum Inhalt gar nicht zu sagen. Die Autorin Helene Hanff liebt Essays, Briefe und Biografien. In ihrer Heimat New York ist sie mit dem Angebot der Antiquariate unzufrieden. So schreibt sie dem Londoner Antiquariat Marks & Co. Aus ihrer Anfrage entwickelt sich zwischen Helene und dem Antiquar eine Brieffreundschaft, die über die reine Liebe zu Büchern hinaus geht.

Leseeindruck: Das Buch ist eine Sammlung von Briefen, von denen einige fehlen und dennoch habe ich den Briefwechsel zwischen Helene und ihrem Buchhändler Frank innerhalb von zwei Stunden verschlungen. Die Briefe versprühen Charme, Witz und spiegeln den Zeitgeist der Jahre 1949 bis 1969 wieder. Über 20 Jahre hat sich viel im Leben von Helene und Frank getan. Obwohl es sich ursprünglich um Geschäftskorrespondenz handelt, fließen nach und nach immer mehr private Dinge mit ein. Ganz besonders außergewöhnlich fand ich die Bereitschaft von Helene ihrem geschätzten Buchhändler-Team Dinge nach England zu schicken, die man in den 50ern dort nur schwer bekommen konnte (vom Schinken bis zu Strümpfen). Helene hat eine besondere Beziehung zu Büchern und weiß immer genau was sie will. Ich hatte viel Spaß ihren Ausführungen zum (gedruckten) Buch zu folgen. Auch wenn ihre Gedanken teilweise schon vor über 50 Jahren verfasst wurden, liegt sie damit doch oft auch heute noch richtig. „In der Tat, wenn ihre Bücher kosteten was sie wert sind, könnte ich sie mir nicht leisten!“ (S. 82) Manchmal hat sie recht eigene Ansichten, die mich zum Schmunzeln gebracht haben. „Es widerstrebt meinen Prinzipien ein Buch zu kaufen, das ich nicht gelesen habe.“ (S. 72)

Lieblingsnebencharakter: So viele Charaktere tauchen neben Helene und Frank nicht auf, daher war die Auswahl begrenzt. Nora, Franks Frau hat mir gefallen, da sie eine ganz eigene Beziehung zu Helene entwickelt, ganz unabhängig von allen Büchern.

Fazit: Jeder, der Bücher und/oder Buchhandlungen liebt, sollte dieses Buch lesen. Es hat Charme und ist authentisch, vielleicht bekommt man danach auch selbst mal wieder Lust einen Brief zu schreiben. Passend zur tollen Geschichte ist übrigens die liebevoll gestaltete Ausgabe aus dem Atlantik Verlag. Dieses Buch ist übrigens „Schuld“ daran, dass ich auf Atlantik aufmerksam geworden bin und dieser nun zu meinen Lieblingen innerhalb der Verlagslandschaft gehört. (Hier geht es zur Verlagsvorstellung) Einen riesen Dank an Hoffmann und Campe, die das Buch 2001 für die deutschen Leser aus dem Dornröschenschlaf geweckt haben. Eine einzigartige Geschichte, die auf jeden Fall die volle Punktzahl verdient.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliograpische Angaben:
Titel: „84, Charing Cross Road“
Autorin: Helene Hanff (Übersetzung: Rainer Moritz)
Verlag: Atlantik
ISBN: 9783455600056
Ausgabe: Hardcover (14,99€)

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