Rezension: „Das Haus der Granatäpfel“ von Lydia Conradi

„Das Haus der Granatäpfel“ von Lydia Conradi (Bildquelle: Pendo)

„Mit der Heirat in die orientalische Märchenstadt hatte sie sich selbst ihren Weg ins Paradies erobern wollen, und kampflos würde sie sich nicht vertreiben lassen.“ (S. 155)

Inhalt: Smyrna 1912: Klara, eine junge Berlinerin, genießt das Leben in der bunten und vielschichtigen Stadt, in der unzählige Völker zusammenleben. Sie ist neugierig auf das Leben und die Menschen, nur glücklich ist sie in ihrer Ehe mit dem Kaufmannsohn Peter nicht. Sie hat ihr Herz an den jungen Arzt Sevan verloren, der aber auch vergeben ist. Kann sie dennoch ihr Glück finden, obwohl auch der Erste Weltkrieg seine Schatten voraus wirft?

Leseeindruck: Smyrna, das heutige Izmir, bietet eine tolle Kulisse für die Geschichte von Klara und Sevan. In meinen Augen sind der Schauplatz und die Zeit, in der die Handlung spielt, überhaupt das spannendste an der Geschichte. Smyrna wird sehr unterschiedlichen Facetten beschrieben und ich konnte mir zu jeder Zeit gut vorstellen, wie es wäre selbst durch die bunten und lauten Straßen zu schlendern. Inmitten von einer Vielzahl unterschiedlichster Menschen: Armenier, Türken, Griechen und damit eben auch Christen und Muslimen. Alle leben auf engstem Raum nebeneinander und prägen so den einzigartigen Charakter der Stadt.
Die Atmosphäre und das Lebensgefühl, welches im Roman zum Ausdruck kommt, hat mir wirklich gut gefallen.

Die Handlung selbst ist an einigen Stellen vorhersehbar, was bei dem Genre allerdings nicht weiter ungewöhnlich ist und mich daher auch nicht besonders gestört hat. Es hat Spaß gemacht, die Entwicklung der einzelnen Charaktere zu verfolgen. Gerade in Peters  Familie gibt es eine Menge Konfliktpotential, denn in gewisser Weise ist die Familie Delacloche ein Abbild der Gesellschaft im Kleinen. Die Familienmitglieder kommen aus den verschiedensten kulturellen Kreisen und vertreten auch unterschiedliche politische und moralische Ansichten.

Allerdings liegt hier auch mein größter Kritikpunkt: Mir sind das einfach zu viele verschiedene Charaktere. Wer kommt mit wem klar und mit wem nicht? Diese Fragen habe ich mir immer wieder gestellt und musste auch zu oft darüber nachdenken, über wen ich gerade lese. Klar im Laufe der Zeit, habe ich mich besser zu Recht gefunden, aber gerade in der ersten Hälfte des Romans hatte ich so meine Probleme damit. Das hat meinen Lesefluss schon erheblich gestört – leider. Nur gut, dass es auf der Vorsatzseite einen Stammbaum gibt, dass hat die Verwirrung zumindest etwas in Grenzen gehalten.

Lieblingsnebencharakter: Eindeutig Kiki, Peters jüngste Schwester, sie begegnet Klara gerade zu Beginn ohne Vorurteile. Sie ist eine ehrliche Haut, die mit ihrer offenen zu zugänglichen Art bei mir gepunktet hat. Sie hätte, denke ich, jeder gerne als Freundin, der in die Familie einheiratet.

Fazit: Ein Roman, der von seinen bunten Schauplätzen und den großen weltpolitischen Themen lebt. Dabei erfährt man als Leser eine Menge über das Wesen der Stadt Smyrna und deren Bewohner. Noch dazu gibt es eine turbulente Familiengeschichte, mit vielen Charakteren, die trotz aller Unterschiede in Herkunft, Religion und Bildung alle nur das eine wollen: Ihr Glück finden.
4/5 Sternen, da ich manchmal in der Menge der Charaktere und deren Ansichten die Orientierung verloren habe.

Bewertung:
4 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Autorin: Lydia Conradi
Titel: Das Haus der Granatäpfel
Verlag: Pendo
ISBN: 9783866124257
Ausgabe: Hardcover (22,00 EUR)

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