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Rezension: „Das Buch der Spiegel“ von E.O. Chirovici

„Das Buch der Spiegel“ von E.O. Chirovici (Bildquelle: Goldmann)

„Sechsundzwanzig Jahre später sollte sich meine Sicht der Dinge ändern. Ich erfuhr die Wahrheit über die Ereignisse jener Monate – nicht dass ich danach gesucht hätte, sie traf mich vielmehr wie eine verirrte Kugel.“ (S. 90)

Inhalt: Das Fragment eines autobiographischen Buches sorgt für Aufsehen, da es genau an der Stelle endet, die die größte Spannung verspricht. Der Literaturagent Peter versucht nun mit Hilfe des Journalisten John und dem ehemaligen Polizisten Roy mehr über die ganze Geschichte zu erfahren. Was verband den jungen Schriftsteller Richard Flynn mit der Studentin Laura Baines und dem Professor Joseph Wieder? Was wusste Richard alles und wo befindet sich das komplette Manuskript? Die drei müssen eine Menge ungelöster Fragen der Vergangenheit klären, um die Wahrheit über die Ereignisse des Jahres 1987 herauszufinden. Dabei erzählen nicht alle Beteiligten die Wahrheit, denn kann man nach mehr als 20 Jahren seiner Erinnerung noch trauen?

Leseeindruck: Das Buch beginnt mit dem Manuskript Richard Flynns. Darin beschreibt der die Ereignisse des Jahres 1987 und wie alles zum tragischen Höhepunkt geführt hat. Schon diese Schilderung machte mich wahnsinnig neugierig, denn ich habe ständig versucht zwischen den Zeilen zu lesen, um vielleicht mehr über den Hergang der Tat zu erfahren. Ich kam mir schon selbst vor wie ein kleiner Ermittler, denn Richard schildert alles aus der Ich-Perspektive. Kaum nimmt die Geschichte so richtig an Fahrt auf, wechselt auch die Perspektive zu einem anderen Ich-Erzähler. Dieser Bruch lässt die Spannung nur noch stärker werden. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich bei einem Buch so richtig gefesselt war, aber die Erzählstruktur der Geschichte ist wirklich einmalig. Mit mehr oder weniger vagen Andeutungen, der wechselnden Erzähler wächst beim Lesen die Erwartungshaltung und man ist ständig dabei die Geschehnisse im Kopf neu zu ordnen. Kaum hat man sich eine Theorie zurecht gelegt und glaubt die Wahrheit nun zu kennen, wird man im nächsten Kapitel eines besseren belehrt. Und das alles auch noch ohne irgendwelche Logiklücken. Ich hatte beim Lesen mehr als einen Aha-Moment.
Der Stil ist möglicherweise gewöhnungsbedürftig, denn jeder Erzähler schildert das Erlebte chronologisch und sachlich aus der Ich-Perspektive. Viel Emotionen werden nicht transportiert und doch fühlt man sich als Leser angesprochen. Es ist fast so, als begleite man die (privaten) Ermittler ganz nah bei ihren Recherchen. Man kann jeden Schritt verfolgen und nach und nach ergeben die vielen Einzelheiten ein umfassendes Bild, so dass man endlich die ganze Wahrheit über die schicksalhafte Nacht im Jahr 1987 erfährt.
Der psychologische Aspekt der Geschichte hat mir gut gefallen, hierbei dreht sich alles um unsere Erinnerungen und inwieweit man diesen trauen kann. Ein Thema, das in allen verschiedenen Erzählebenen aufgegriffen wird und auch mich als Leser nicht mehr losgelassen hat. Auch nachdem ich das Buch zugeklappt habe, habe ich mir noch Gedanken über den Ausgang der Geschichte gemacht und wie alles soweit kommen konnte. Ich kann mir gut vorstellen, dass man beim nochmaligen Lesen einzelne Abschnitte mit ganz anderen Augen liest, da man den Ausgang der Geschichte ja nun kennt.
Je nach Kapitel wechselten auch die von mir vergebenen Sympathiepunkte. War mir ein Charakter zu Beginn noch sympathisch konnte das 50 Seiten später schon wieder ganz anders aussehen, denn schließlich hatte ich jetzt mehr Informationen. Nur leider müssen die ja nicht richtig sein… Und schon waren die Karten wieder neu gemischt. Langweilig wird’s dem Leser auf keinen Fall, denn bis zum Schluß gibt es noch neue Enthüllungen zu entdecken.

Lieblingsnebencharakter: Ich muss zugeben, dass mir dieses Mal die Nebenfiguren nicht allzu sehr im Gedächtnis geblieben sind. Wobei sich in diesem Buch auch die Frage stellt, wer sind überhaupt die Nebencharaktere? Richard, Laura, Professor Wieder und Derek Simmons sind die Hauptfiguren des eigentlichen Falls. Peter, John und Roy versuchen in der Gegenwart die Wahrheit ans Licht zu bringen, und auch wenn ohne die drei eine Aufklärung des Verbrechens von 1987 nicht möglich gewesen wäre, spielen sie doch nur eine untergeordnete Rolle. Die spannende Geschichte hat sich 1987 zugetragen. Vor diesem Hintergrund wähle ich Roy zu meinem Lieblingsnebencharakter. Seine Motivation, die Geschichte aufzuklären ist besonders, noch dazu ist er am hartnäckigsten. Er hat sich einfach der Wahrheitsfindung verschrieben. Soviel Einsatz sollte belohnt werden.

Fazit: Ein unheimlich spannendes Buch mit vielen unerwarteten Wendungen. Niemals kommt Langeweile auf, ganz im Gegenteil die Spannung ist von Anfang bis Ende sehr hoch. Der Leser darf teilhaben an den Ermittlungen und dabei zusehen, wie die eine oder andere Theorie aufkommt und wieder verworfen wird, denn auch wenn man glaubt von Beginn an zu wissen, was wirklich passiert ist, man muss sich immer wieder eines besseren belehren lassen. Nichts ist so schwierig zu finden wie die Wahrheit, noch dazu, wenn man nur die eigene Erinnerung hat. Ein psychologischer Krimi, der sich mit der Macht der eigenen Erinnerung auseinandersetzt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Das Buch der Spiegel
Autor: E. O. Chirovici (Übersetzung: Silvia Morawetz / Werner Schmitz)
Verlag: Goldmann
ISBN: 9783442314492
Augabe: Hardcover (Preis: 20,00 EUR)

Gemeinsam lesen: „Das Buch der Spiegel“ von E. O. Chirovici

1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?

Ich lese gerade „Das Buch der Spiegel“ von E. O. Chirovici aus dem Goldmann Verlag. Gestern habe ich das Buch beendet.

2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?

Mit dem Satz würde ich hier alle spoilern, deshalb habe ich mich für einen anderen Satz entschieden. Ich nehme einfach mal den ersten Satz des Romans.

„Ich bekam das Schreiben im Januar, als alle in der Agentur sich noch von ihrem Festtagskater zu erholen versuchten.“ (S. 6)

3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden?

In dem unglaublich spannenden Roman geht es um ein Fragment eines autobiographischen Manuskripts von Richard Flynn. Darin wird die komplizierte Beziehung des Autors zu Laura Baines und Prof. Wieder thematisiert. Aber genau als es eine unerwartete Wendung in der Geschichte gibt, hört das Manuskript auf und die restlichen Seiten sind nicht aufzutreiben. Natürlich will man als Leser nun erst Recht wissen, was es mit der Beziehung der drei auf sich hat.

Ich will hier nicht zu viel verraten, aber die Erzählstruktur der Geschichte sorgt für viel Spannung, denn nach und nach wird man mit verschiedenen Erinnerungen an die Ereignisse im Jahr 1987 konfrontiert. Kaum hat man sich seine eigene Theorie zurecht gelegt, wird mit der nächsten Aussage wieder alles über den Haufen geworfen. Bis zum Schluss bleibt die Geschichte spannend.

Alles dreht sich um die Wahrhaftigkeit von Erinnerungen, und der Frage danach, ob man seinen eigenen Erinnerungen immer glauben kann. Ich kann das Buch nur jedem empfehlen. Es ist ein Krimi mit unheimlich viel psychologischen Elementen.

4. Welches Buch eines eher unbekannten Autors/Autorin hat dich zuletzt begeistert?

Was ist denn mit unbekannten Autor gemeint? Ein Newcomer? Dann würde ich Elizabeth LaBan „So wüst und so schön sah ich noch keinen Tag“ (Rezension) nehmen. Ein sehr gelungenes Romandebüt über einen Außenseiter und seine große Liebe. Ein sehr tiefgründiger Roman über Liebe, Mobbing und den Mut zu sich selbst zu finden. Jedenfalls ist mir dieses Buch spontan bei dieser Frage eingefallen.

Oder ist mit unbekannt eher ein Autor etwas anderes gemeint? Vielleicht ein Selfpublisher oder überhaupt ein Autor ohne großen Publikumsverlag im Rücken? Dann habe ich leider keine Antwort, denn ich habe schon eine sehr lange Zeit kein Buch mehr eines solchen Autors gelesen.

Wer mehr erfahren will: Gemeinsam Lesen ist eine Aktion von Schlunzen-Bücher.

Lasst mir gern einen Kommentar da, was ihr gerade so lest.

Auf Reisen: 10 Jahre Jubiläumsshow Sebastian Fitzek

Wer schon mal bei einer Veranstaltung mit Sebastian Fitzek war, der weiß, dass seine Lesungen kein reines Vorlesen aus seinen Büchern ist. Vielmehr geht es um die Idee, die hinter einem Buch steht und die Grundstimmung, die in einem Buch vorherrscht.
Ich war also sehr gespannt auf seine Lesung zum Buch „Das Paket“ (zu meiner Rezension). Ein ganzer Abend mit nur einem Autor, dieses Erlebnis hatte ich zuvor noch nicht. Sonst waren immer mehrere Autoren anwesend, oder es handelte sich um eine kürzere Veranstaltung. Eines hat Sebastian Fitzek an diesem Abend mal wieder bewiesen: Er ist nicht nur ein toller Autor, sondern ein wahrer Entertainer.

Cover „Das Paket“ (Bildquelle: Droemer)

Zwischen gelesene Abschnitte reihten sich Anekdoten aus den letzten 10 Jahren. Schließlich trug die Veranstaltung den Namen Jubiläumsshow 10 Jahre Fitzek. 2006 kam sein erster Roman „Die Therapie“ heraus. Zwischenzeitlich hat sich viel getan. Diese Reise durfte das Publikum nun nochmal gemeinsam mit dem Autor durchleben. Mein Highlight war die Reaktion des Onlinehändlers mit dem großen „A“ auf den Erfolg der „Therapie“. Die britische Zentrale registrierte den Erfolg des Buches auf dem deutschen Markt in einer Email mit den Worten: Who the f… is Fitzek? :-) Ich denke jetzt dürften Sie es wissen.
Übrigens findet sich am Ende von „Das Paket“ eine kleine Sammlung von Anekdoten und Leserbriefen, die er auch in der Show zum Besten gegeben hat. Auch die sind sehr lesenswert und vermitteln einen Eindruck wie Sebastian Fitzek das Publikum auf der Lesung unterhalten hat.

Die klassisch gelesenen Abschnitte waren ebenso besonders, denn sie wurden musikalisch von der Elektroband Buffer Underrun begleitet, die extra für die Tour einen Soundtrack komponiert haben. Die Soundeffekte haben die Stimmung der gelesenen Szenen großartig verstärkt. Die Spannung wurde noch intensiver. Gemeinsam mit dem animierten Bühnenbild, welches auf ein riesiges aufgeschlagenes Buch projiziert wurde, entstand eine tolle Atmosphäre. Die Ängste der Hauptfigur Emma Stein wurden noch deutlicher, denn man konnte sich gut in ihre Gefühlslage hineinversetzen. Eines war sofort klar: Mit diesem Paket stimmt etwas nicht.

Wer nach der Lesung nicht sofort „Das Paket“ lesen wollte, der hat wohl die Veranstaltung verschlafen ;-) Ich habe das Buch mittlerweile mit viel Begeisterung gelesen. Nach der Lesung gab es die Möglichkeit sich sein Exemplar vom Autor signieren zu lassen. Es ist schon bemerkenswert welche Geduld Sebastian Fitzek immer wieder bei den Autogrammstunden aufbringt und bis zu letzten Fan (wir waren immerhin die Vorletzten ;-) ) noch Zeit für Smaltalk hat. Auf die Frage, ob man Autogramme schreiben trainieren kann, meinte er nein, aber zur Zeit übe er tatsächlich mehrere Stunden täglich.
Den Vorschlag auf die linke Hand umzusteigen schlug er übrigens aus, da man sonst überhaupt nichts mehr entziffern könne. (Wen interssiert’s? Hauptsache ich weiß, wer mein Buch unterschrieben hat ;-) )

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An dieser Stelle nochmal vielen Dank für den unterhaltsamen Abend.

PS: Einen Punkt möchte ich zum Schluss nicht unerwähnt lassen, auch wenn er unschön ist (dies hat allerdings überhaupt nichts mit Sebastian Fitzek selbst zu tun).
Warum können einige Besucher über zwei Stunden hinweg ihr Handy nicht in der Tasche lassen? Überall um uns herum leuchteten Displays auf. In einem ansonsten dunklen Theater ist das doch mehr als störend. Ich frage mich immer warum die Leute auf eine Live-Veranstaltung gehen und dann doch nur durch ihr Display schauen? (Deshalb habe ich auch keine Bilder gemacht, denn ich wollte die Lesung voll und ganz genießen)
Kaum zeichnete sich dann das Ende er Show ab, wurde gedrängelt und geschubst, um ja als erstes am Autogrammtisch zu sein.
Habt doch ein bisschen mehr Respekt vor der Leistung aller Beteiligten, hört und schaut während der Show aufmerksam zu und für den Schlussapplaus sollte man sich immer Zeit nehmen. So schwer ist das doch nicht, die Grundregeln des Anstands zu befolgen.

Links:
Infos zur Tour
Buffer Underrun
Verlagsgruppe Droemer Knaur

Rezension: „Das Paket“ von Sebastian Fitzek

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„Das Paket“ von Sebastian Fitzek (Bildquelle: Droemer)

„Das Einzige, was jetzt noch dringend genäht werden musste, war ihr Leben, das in mehrere Teile zerrissen war, […].  (S.249)

Inhalt: Der Postbote klingelt in einer gut behüteten Wohnsiedlung und bittet Emma Stein ein Paket für einen Nachbarn anzunehmen. Sie willigt ein, bevor sie merkt, dass sie keinen Nachbarn kennt, mit diesem Namen. Alles könnte so harmlos sein, wären da nicht Emmas traumatische Kindheitserinnerungen und ihre Begegnung mit einem Serienmörder vor einigen Monaten. Welchen Alptraum hat sie sich da nur ins Haus geholt und wie wird sie ihn wieder los?

Leseeindruck: Wieder einmal ein wirklich spannender Thriller von Sebastian Fitzek. Eine alltägliche Ausgangssituation, die wohl viele von uns schon mal erlebt haben, wird zur Grundlage für eine verstrickte Romanhandlung. Ein Paket für jemanden annehmen? Kein Problem. Doch dann beginnt das Kopfkino. Was ist in dem Paket, wer ist der unbekannte Nachbar? Genau das macht die Spannung dieses Buches aus. Emma hat eine so traumatische Vorgeschichte, dass man als Leser immer wieder den Atem anhält. Ihr passieren viele unerklärliche Dinge und nicht nur sie selbst denkt oft: Das kann doch jetzt nicht wahr sein, wieviel muss ich denn noch ertragen. Auch als Leser hatte ich oft genau dieses Gefühl.
Die Kapitel sind recht kurz, dadurch nimmt das Geschehen sehr schnell an Fahrt auf. Kaum hat man die Gedanken im Kopf sortiert, werden sie im nächsten Kapitel wieder durcheinander gewirbelt. Mehr als einmal habe ich geglaubt, ich sei dem Täter auf der Spur, doch jedes Mal wurde ich eines besseren belehrt. Es wird überhaupt viel mit den Erwartungen des Lesers (und auch Emmas) gespielt. Eingetreten sind meine aber nie, denn die Handlung ist alles andere als vorhersehbar. Trotzdem werden alle Fäden am Ende logisch verknüpft. Zwischendurch konnte ich mir nicht vorstellen, wie dieses ganze Geflecht aus Lügen und Intrigen noch aufgelöst werden soll, aber keine Sorge, es wird hervorragend aufgelöst. Allein schon für das Ende könnte ich 5 Sterne vergeben. Ich kann dazu wirklich nur eines sagen: Es ist nichts so wie es scheint. :-)
Gut gefallen haben mir auch die Ausflüge in die Psychologie. Emma ist selbst Psychologin und versucht sich mehr oder weniger selbst zu therapieren und nimmt daher ihr Umfeld mit einem ganz besonderen Blick wahr. Als Leser folgt man diesen Betrachtungen natürlich, daher konnte ich ihre Ängste sehr gut nachvollziehen und habe mit ihr mitgelitten. Wäre „Das Paket“ ein Film, hätte ich mich wohl das eine oder andere Mal hinter meinen Sofakissen versteckt. Das ging natürlich nicht, denn ich wollte da so schnell wie möglich weiterblättern, um einen der vielen Kapitelcliffhanger aufzulösen.
Nachdem ich das Buch nun beendet habe, ist mir umso bewusster geworden, welchen Einfluss die eigene Vorstellungskraft und auf das Handeln der Figuren hat.

Lieblingsnebencharakter: Ok, jetzt wird’s kompliziert. Ich hatte so einige Kandidaten auf dem Zettel, die sich dann alle selbst ins Aus geschossen haben, denn schließlich passieren einige Dinge, mit denen ich beim besten Willen nicht gerechnet habe. Also hat es die- oder derjenige letztendlich nicht verdient, dass ich ihn oder sie hier erwähne. Würde ich euch jetzt einen oder mehrere Charaktere nennen, dann würdet ihr wissen, dass er oder sie zu den Guten gehört. Tja, und das will ich nicht, hier wird ja nicht gespoilert. Also behalte ich meinen Liebling für mich und nehme stattdessen einen Gegenstand: Das Paket :-) Wirklich erstaunlich welche Auswirkung ein einfaches Paket auf einen Menschen haben kann.

Fazit: Ein toller Psychothriller. Vom ersten Kapitel an fesselnd und nie vorhersehbar. Die Suche nach dem Täter und dessen Motiv bringt viele Überraschungen mit sich und entwickelt sich zu einem sehr komplexen Geflecht, das wirklich erst auf den letzten Seiten aufgedeckt wird. Für tolle Unterhaltung gibt’s von mir die volle Punktzahl. PS: Ein Extralob geht an die Herstellung im Verlag, die dafür gesorgt haben, dass die erste Auflage des Buches wirklich in einem Paket steckt.

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„Das Paket“ eingepackt als Paket ;-)

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Autor: Sebastian Fitzek
Titel: Das Paket
Verlag: Droemer
ISBN: 9783426199206
Ausgabe: Hardcover (19,99 EUR)

Rezension: „Bühlerhöhe“ von Brigitte Glaser

Buehlerhoehe „Wie schon so oft verfluchte sie diesen Auftrag und diese Reise. Kein Gespenst der Vergangenheit, das sie dabei nicht heimsuchte.“ (S. 358)

Inhalt: Die Bühlerhöhe ist ein erstklassiges Hotel im Schwarzwald. In den 1950er Jahren verbringt Konrad Adenauer dort regelmäßig seinen Sommerurlaub. So auch im Jahr 1952.
Auf dem politische Parkett dreht sich alles um das Wiedergutmachungsgesetz zwischen der Bundesrepublik und Israel. In diesem Spannungsfeld droht der Kanzler Ziel eines Attentäters zu werden.
Rosa Silbermann setzt alles daran den Kanzler zu schützen und muss sich damit auch mit ihrer Kindheit in Deutschland auseinandersetzten. Von ihrer Vergangenheit wird auch die Hausdame Sophie Reisacher wiederholt heimgesucht, wobei sie ihre ganz eigenen Ziele während des Kanzlerbesuchs verfolgt.

Leseeindruck: Mich hat das Buch wirklich überzeugt. Die Elsässerin Sophie und die jüdische Agentin Rosa, aus dem israelische Kibbuz Omarim bieten einen aufschlussreichen Blick auf die deutsche Gesellschaft der 1950er Jahre. Die beiden Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein und haben doch eine große Gemeinsamkeit: Sie müssen, wie alle anderen Charaktere auch, mit den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs zurechtkommen und ihren Platz in der neuen Gesellschaftsordnung finden.
Ich habe mich ehrlich gesagt bisher wenig damit beschäftigt wie sehr die Geschehnisse der 30er und 40er Jahre das Denken und Handeln der Bevölkerung in der jungen Republik noch beeinflusste. Nach außen sieht alles so aus, als wäre man zur Tagesordnung zurück gekehrt doch verarbeitet haben die wenigsten Menschen das Erlebte. „Bühlerhöhe“ führt dem Leser die Probleme und weiterhin bestehenden Konflikte der Menschen vor Augen.
Die Kapitel sind mit den jeweiligen Handlungsorten überschrieben. So verliert man trotz zahlreicher Handlungsstränge nie den Überblick. Der Handlungsverlauf bietet so einige Überraschungen mit denen ich nicht gerechnet habe. Langweilig wird einem als Leser nicht, schließlich muss man sich mit Geheimdiensten, Affären und Leichen auseinandersetzen. Das alles auch noch im beschaulichen Schwarzwald, in dem die bodenständigen Menschen ihren sympathischen Dialekt sprechen. Auch wenn die Geschichte Fiktion ist, kommt alles sehr authentisch daher.

Das einzige was mich ein wenig gestört hat, sind die vielen zufälligen Begegnungen und (früheren) Verbindungen der Figuren. Dieses Zugeständnis muss man wohl für eine spannende und temporeiche Story im beengten Raum eines Hotels bzw. eines Ferienorts machen.

Lieblingsnebencharakter: Agnes. Sie steht leider etwas im Schatten von Rosa und Sophie. Dabei hat sie selbst ein ergreifendes Schicksal. Sie ist ein guter Mensch, der einfach schon zu oft im Leben zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Fazit: Eine spannende Geschichte mit vielen Überraschungen, noch dazu lehrreich. Das historische Gerüst der Handlung wurde gut recherchiert und bietet genug Raum für die Charakterentfaltung der einzelnen Figuren. Unterhaltung auf einem sehr guten Niveau.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Bühlerhöhe
Autorin: Brigitte Glaser
Verlag: List
ISBN: 9783471351260
Ausgabe: Hardcover (20,00 €)

Vielen Dank an vorablesen und die Ullstein Buchverlage für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

Rezension: „Finderlohn“ von Stephen King

„Finderlohn“ von Stephen King (Bildquelle: Heyne)

„Seiner Meinung nach gab es drei Möglichkeiten, weshalb der verbliebene Täter seinen Koffer nie geholt hatte, und die waren alle gleichermaßen wahrscheinlich. […] Peter glaubte nicht, sich im Hinblick auf diesen Typ Sorgen machen zu müssen.“ (S. 140)

Inhalt: Peter findet in einem vergrabenen Koffer die nachgelassenen Werke des ermordeten Autors John Rothstein, ein wahrer Schatz. Derweil sitzt Morris Bellamy im Gefängnis und hofft mehrere Jahrzehnte auf seine Entlassung, damit er seinen Koffer wieder an sich nehmen kann. Es beginnt ein Kampf um den Koffer und dessen Inhalt, bei dem wir auch Bill Hodges, dem Ermittler aus Mr. Mercedes wieder begegnen.

Leseeindruck: Typisch Stephen King, von Beginn an war ich gespannt, was es mit dem Koffer auf sich hat. Die Lebensgeschichten von Peter und Morris sind raffiniert miteinander verwoben. Die Erzählperspektive wechselt dabei immer wieder zwischen den beiden. All das verleiht der Geschichte eine Menge Spannung, fast jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger. Mir fiel es phasenweise richtig schwer das Buch aus der Hand zu legen, da ich immer wissen wollte wie es mit Peter oder Morris weitergeht und dann folgte natürlich zunächst ein Kapitel des anderen Hauptcharakters. Man kommt natürlich nicht umhin Vergleiche zwischen beiden zu ziehen. Sie sind in einigen Situationen so verschieden, dass es schon unheimlich war, wie ähnlich sie sich doch in gewisser Weise sind. Die Entwicklung der Charaktere nimmt sehr viel Raum in der Geschichte ein. Ich hatte sofort einen Draht zu Peter und auf eine verquere Art und Weise auch zu Morris. So hat es auch viel Spaß gemacht die Lebenswege der beiden zu verfolgen. Darüber wäre mir fast nicht aufgefallen, dass die lieb gewonnenen Charaktere aus Mr. Mercedes erst nach etwa einem Drittel in die Handlung eingreifen. Aber auch da war es wieder: Das Gefühl, schön euch wiederzuhaben, Hodges, Holly und Jerome. Es ist ein wenig so, als wären sie nie weg gewesen. Auch die drei werden geschickt mit der neuen Handlung verwoben, so dass sich alles zu einem neuen großen Ganzen zusammenfügt.
Ich muss schon sagen: Ich hatte so meine Bedenken, als ich gemerkt habe, dass die Story zunächst so überhaupt nichts mit der Geschichte um den Mercedeskiller aus dem ersten Band zu tun hat. Jetzt kann ich sagen, meine Bedenken waren haltlos. Nicht nur das Team um Hodges findet seinen (sinnvollen) Platz in der neuen Geschichte auch die eine oder andere Randerscheinung auf dem ersten Band wird wieder aufgegriffen und spannt somit den Bogen zwischen den Geschichten. An erster Stelle steht natürlich das Attentat aus Mr. Mercedes, welches auch hier wieder thematisiert wird. Obwohl ich natürlich wusste wie das Massaker ausgeht, habe ich doch ganz erwartungsvoll weitergelesen, um noch mehr über den Verlauf zu erfahren.
Ein wenig verwundert war ich doch, welche Rolle Brady, der Mecedeskiller, in diesem Band spielt. Nach dem Ende von Band 1 wusste ich nicht so recht, wie es mit ihm weitergehen soll. Ich hatte mir schon die eine oder andere Theorie zurechtgelegt. Mit den tatsächlichen Ereignissen hätte ich aber keineswegs gerechnet. Ich bin auch noch unentschlossen wie ich das finden soll. Eines weiß ich aber definitiv: Ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Lieblingsnebencharakter: Wie schön es doch war, Holly wieder in Aktion zu erleben. All ihre Neurosen bringen Spaß in die Geschichte, ohne albern zu sein. Sie ist ein wirklich netter Mensch, der für das Gute kämpft. Von ihrer Sorte müsste es noch mehr geben. Ohne sie wäre Hodges wirklich aufgeschmissen und ich glaube, er weiß das auch :-)

Fazit:   Ein toller Lesespaß. Ich habe nichts zu meckern. Ein ungewöhnlicher zweiter Teil der so ganz anders als der erste Teil ist und trotzdem passen beide perfekt zusammen, da immer wieder geschickt Verbindungen zwischen beiden Geschichten geschlagen werden. Ich vergebe die volle Punktzahl, da mir der Erzählstil und die Geschichte um die vergrabenen Manuskripte sehr viel Spaß bereitet hat.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Autor: Stephen King (Übersetzung Bernhard Kleinschmidt)
Titel: Finderlohn
Verlag: Heyne
ISBN: 9783453270091
Ausgabe: Hardcover (22,99 €)

Reihenabfolge:
Band 1: Mr. Mercedes (Rezension)
Band 2: Finderlohn

Das Rezensionsexemplar wurde vom Bloggerportal der Verlagsgruppe Random House zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.

Rezension: „Passagier 23“ von Sebastian Fitzek

„Passagier 23“ von Sebastian Fitzek (Bildquelle: Droemer)

„Manche mochten im Meer ein Symbol für die Ewigkeit und Kraft der Natur erkennen. Er sah in den Wellen nur ein feuchtes Grab.“ (S.177)

Inhalt: Seit sich Martins Frau auf einem Kreuzfahrtschiff das Leben genommen hat, ist für ihn nichts mehr wie zuvor. Noch dazu hat sie den Sohn Timmy mit sich genommen. 5 Jahre lang versucht Martin über das Geschehen hinweg zu kommen, doch als die kleine Anouk mit Timmys Teddy im Arm auf dem selben Kreuzfahrtschiff auftaucht, nachdem auch sie angeblich mit ihrer Mutter in den Selbstmord gesprungen ist, nimmt Martin die Ermittlung wieder auf.

Leseeindruck: „Passagier 23“ ist mein erstes Buch von Sebastian Fitzek. Durch Freunde und verschiedene Veranstaltungen auf der Leipziger Buchmesse bin ich neugierig auf das Buch geworden. Es steht kein gruseliger Mord im Mittelpunkt, sondern die Frage, wie ein verschwundener Passagier (ein sogenannter Passagier 23) einfach wieder auftauchen kann. Mir hat es gefallen, wie der Autor diesem Problem nachgeht. Zuerst muss man sich die Frage stellen, wo Anouk in der Zeit seit ihrem Verschwinden war. Das Setting auf einem Kreuzfahrtschiff war dabei gänzlich neu für mich. Ich hatte viel Spaß in den Bauch des Schiffs abzutauchen, denn mit der bunten Glitzerwelt, die man vom Traumschiff kennt, hat diese Story so überhaupt nichts zu tun. Eine Theorie nach der anderen habe ich mir zurechtgelegt und immer lag ich falsch ;-) Während des Lesens wurde ich wirklich oft auf die falsche Fährte gelockt, denn es passieren eine Menge Dinge, mit denen ich nun absolut nicht gerechnet habe. Genau dies macht die Spannung in der Geschichte aus.
Auf dem Kreuzfahrtschiff treffen die unterschiedlichsten Personen aufeinander. Von der Crew bis hin zu anderen Passagieren lernt der Leser die verschiedensten Typen kennen, von denen man nie weiß, was wirklich in ihnen vorgeht. Noch dazu kommen Martins, sagen wir, ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden. So reiht sich eine Überraschung an die nächste. Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen, denn die einzelnen Kapitel enden nicht selten mit gemeinen Cliffhangern. Kein Wunder also, dass sich das Buch sehr flüssig lesen lässt. Die Kapitel sind in der Hauptsache auch recht kurz, daher habe ich wirklich in jeder freien Minute gelesen, um dem Geheimnis, was Anouk und damit auch Timmy umgibt, auf die Schliche zu kommen.
Fast bin ich am Ende enttäuscht worden, da für mich noch einige Fragen offen geblieben sind. Aber nur fast :-) An dieser Stelle kann ich nur sagen, man muss das Buch bis zur letzten Seite lesen (und ich meine die wirklich letzte Seite), denn auch die letzte Szene bietet so einiges Unvorhergesehenes.

Lieblingsnebencharakter: Gerlinde Dobkowitz ist eine Miss Marpel der Kreuzfahrtwelt. Sie ist eine alte kauzige Dame, die ihren Lebensabend auf Kreuzfahrt verbringen will. Sie hat zu allem eine Meinung, schreckt vor nichts zurück und ist absolut ehrlich. Mit ihr kommt eine Portion Witz in diese doch ernste Geschichte.

Fazit: Ich bin rundum zufrieden. „Passagier 23“ hat alles zu bieten, was einen guten Thriller ausmacht. Bis zur letzten Seite bleibt die Spannung hoch. Die Auflösung der Story ist zwar komplex, aber schlüssig und völlig unerwartet. Dabei werden alle Handlungsstränge noch einmal zusammengeführt, ein echter Showdown also. Übrigens habe ich selten eine so unterhaltende und informative Danksagung gelesen. Von der ersten bis zu letzten Seite wirklich lesenswert. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung, daher 5 Sterne

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: „Passagier 23“
Autor: Sebastian Fitzek
Verlag: Droemer
ISBN: 9783426199190
Ausgabe: Hardcover (19,99€)

Vorschau: Die neue Reihe von Janet Clark „Finstermoos“

Ich mag es ja unheimlich gerne in den Vorschauen der Verlage zu stöbern und zu schauen, was in der nächsten Zeit auf den Markt kommt. Dabei entdecke ich oft heiß ersehnte Bücher oder wie in diesem Fall eine Buchreihe, die mich sofort neugierig gemacht hat, daher will ich sie euch heute vorstellen:

Der erste Band „Aller Frevel Anfang“ der „Finstermoos“-Reihe von Janet Clark kommt im Januar 2015 in die Buchläden. Zur Einstimmung findet ihr hier den Trailer zum Buch:

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Qx_uCVCdb3c

Neugierig bin ich geworden, da ich im letzten Jahr auf einer Lesung von Janet Clark zu „Singe, fliege, Vöglein stirb“ war. Darin geht es um Mobbing und die Autorin hat verdeutlicht, dass ihr die Themen ihrer Bücher sehr am Herzen liegen und sie damit auch auf Dinge aufmerksam machen will. Der Schreibstil ist auch mei Ding, somit lag es nah, dass ich mal genauer hinschauen wollte, was es mit dem neuen Werk der Autorin auf sich hat. Ich war natürlich gespannt, welchem Thema sie sich in ihrer neuen Thrillerreihe für Jugendliche widmet.

Inhalt: Es geht darum, wie sich Entscheidungen unserer Vergangenheit auf unser späteres Leben auswirken, wie man mit Schuld umgeht. Nachdem in dem idyllischen Bergdorf Finstermoos eine Babyleiche gefunden wird, ändert sich alles. Unfälle geschehen, Journalisten rücken an und Menschen verschwinden. In Mitten dieses Geschehens müssen Valentin und Mascha herausfinden, wer etwas verheimlichen will und was die Wahrheit ist.

Die Reihe wird 4 Bände umfassen, die alle im nächsten Jahr bei Loewe erscheinen sollen. (je 9,95€ im Paperback) Das klingt doch nach einem tollen Lesejahr 2015. Ich freue mich jetzt schon hinter die heile Fassade von Finstermoos zu blicken. Es gibt bestimmt allerlei Geheimisse zu ergründen. Wer übrigens mehr über die Autorin und die Reihe Finstermoos erfahren will, der sollte sich mal auf der www.finstermoos.de umschauen.

Und wäre die Reihe auch etwas für euch? Und habt ihr  schon Bücher, die ihr 2015 unbedingt lesen wollt?

Rezension: „Mr. Mercedes“ von Stephen King

„Mr. Mercedes“ von Stephen King (Bildquelle: Heyne)

„Den meisten Menschen montiert man als kleinen Kindern Stiefel aus Blei, und die müssen sie ihr Leben lang tragen. Diese Bleistiefel nennt man DAS GEWISSEN. Ich habe keines, deshalb kann ich mich hoch über die Köpfe der Gewöhnlichen Masse erheben.“ – Mr. Mercedes (S. 37)

Inhalt: Ein Mercedes-Fahrer rast an einem nebligen Morgen in eine wartende Menschenmenge und richtet ein Massaker an. Der zuständige Erimittler Hodges ist mittlerweile im Ruhestand und bekommt vom Mercedes-Killer eine Nachricht, in der er eine noch viel grausamere Tat ankündigt. Jetzt liegt es an Hodges und seinen Weggefährten alle Kräfte zu bündeln und Mr. Mercedes zu stoppen.

Leseeindruck: Mir hat es wirklich Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Es ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Dabei liegt die Spannung nicht darin, die Identität des Mercedes-Killers zu lüften, sondern den kranken Geist des Killers zu ergründen. Was bringt jemanden dazu, so eine grausame Tat zu planen und auszuführen? Dabei stürzt er die eigentliche Mercedes-Besitzerin und deren Familie in großes Unglück. Die einzelnen Kapitel stellen dabei entweder den Killer, oder den Ermittler Hodges in den Mittelpunkt. Der Leser erhält so einen umfassenden Blick auf das Geschehen. Man weiß immer ein wenig mehr als Hodges, ist aber auch Mr. Mercedes immer einen Schritt voraus. Trotzdem wird man an vielen Stellen überrascht, denn die Verrücktheiten des Mercedes-Killers kann man nur schwer voraus sehen. Mehr als einmal dachte ich mir: „Das kann doch jetzt nicht wahr sein.“ Trotz aller Ernsthaftigkeit und Tragik gibt es aber auch einie Menge komischer Momente, besonders wenn Hodges Nachbarjunge Jerome mit von der Partie ist.
Insgesamt treffen eine Menge verschiedener Charaktere aufeinander, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zueinander passen, aber durch die Jagd nach Mr. Mercedes ein gemeinsames Ziel haben und gemeinsam sehr unterhaltsam sind.

Lieblingenebencharakter: Holly, die Nichte der Mercedes-Besitzerin, ist eine einzigartige Person. Sie hat psychische Probleme und doch wird sie von vielen unterschätzt. Genau das mochte ich an ihr. Ihr wahres Ich kommt erst auf den zweiten Blick zum Vorschein. Es war schön ihre Entwickling mitzuverfolgen, denn von allen Charakteren macht sie die größte Veränderung durch.

Fazit: Mr. Mercedes war mein erster Stephen-King-Roman und daher hatte ich schon recht hohe Erwartungen. Ich muss schon sagen, dass er es wirklich drauf hat. Man will immer noch eine Seite lesen und dann noch eine und auch danach kann man das Buch noch nicht weglegen, weil man weiterlesen will. Der Funke zwischen den Charakteren und mir ist sehr schnell übergesprungen. Manchmal vielleicht auch zu schnell, wenn man sich von den liebgewonnenen Figuren wieder verabschieden muss :-( Insgesamt muss ich doch einen Punkt abziehen, denn schließlich brauche ich noch Luft nach oben (jetzt wo ich weiß, dass dies der Auftrakt einer Trilogie ist) :-) und eine kleine Strafe muss sein, wenn der letzte Satz eines Buches einen sprachlos, neugierig und überrascht zurück lässt.

Bewertung:
4 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Mr. Mercedes
Autor: Stephen King (Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt)
Verlag: Heyne Verlag
ISBN: 9783453269415
Ausgabe: Hardcover (22,99€)

Rezension: „Erebos“ von Ursula Poznanski

„Erebos“ von Ursula Poznanski (Bildrechte: Loewe)

„Ein Spiel, das man nicht kaufen kann. Ein Spiel, das mit dir spricht. Ein Spiel, das dich beobachtet, dich belohnt, dir droht, dir Aufgaben erteilt.“ (S. 193)

Inhalt: Der Inhalt ist schnell erzählt. An einer Londoner Schule geht unter den Schülern ein Computerspiel um, das anders ist, als alles was bisher auf dem Markt war. Jeder, der das Spiel nutzt, verändert sich auf erschreckende Art und Weise. Ist es möglich, dass das Spiel daran Schuld ist? Nick, der auch von dem Spiel begeistert ist, bekommt es mit der Angst zu tun, als er für das Spiel Dinge tun soll, die sich nicht mehr nur im virtuellen Raum abspielen, sondern real sind.

Leseeindruck: Ich bin immer noch hin und weg, denn auch mich hat Erebos gepackt. Am meisten hat mir der Wechsel zwischen  Nicks Realität und seinem Alter-Ego Sarius im Rollenspiel „Erebos“ gefallen. Die Abenteuer von Sarius allein haben schon eine Menge Potential. Wie schlägt er sich im Kampf gegen Trolle und andere Kreaturen? Wie übersteht er den Kampf mit anderen Spielern? Und wie wirken sich seine virtuellen Abenteuer auf sein wahres Leben aus? Beide Welten sind auf eigenartige Weise miteinander verknüpft. Ich selbst habe noch nie ein Computer-Rollenspiel gespielt, konnte aber trotzdem gut nachvollziehen, dass dieses Spiel ganz besonders ist und eine einzigartige Wirkung auf seine Spieler hat. Ich könnte mir vorstellen, dass ich auch zu denen gehören würde, die die Nächte durchgespielen :-) Sicherlich wären auch mir Skrupel beim Lösen der Aufgaben gekommen, denn die haben es wirklich in sich. Die Figuren gehen alle ein bisschen anders mit „Erebos“ um, dabei findet sicher jeder Leser jemanden, mit dem er sich identifizieren kann.
Nick ist von Beginn an ein Sympathieträger. Ein durchschnittlicher Schüler, der gut mit seiner Familie auskommt und für ein ganz bestimmtes Mädchen schwärmt. Schön, dass die Liebelei zwischen Emily und Nick nicht im Mittelpunkt der Handlung steht, sondern die Freundschaften zwischen den Mitschülern. Die Botschaft, wenn es hart auf hart kommt, sind Freunde füreinander da, vermittelt das Buch sehr schön.

Die Geschichte ist sehr komplex und am Ende hat wirklich alles, was die Spieler erlebt haben, einen Sinn für die Geschichte. Jede Aktion greift wie ein Zahnrad in die Andere, damit die Maschinerie von „Erebos“ läuft. Die Auflösung zum Schluss war auch schlüssig für mich. Klar ist der Plan, der mit „Erebos“ verfolgt wird, mehr als verrückt und drastisch. Manchmal habe ich mich auch gefragt, warum keiner der Spieler eher das ganze hinterfragt hat. Der tolle Spannungsbogen hat mich jedoch überzeugt und mir wahre Freude bereitet.

Lieblingsnebencharakter: Zu Beginn dachte ich noch, dass mich keiner der vielen Nebencharaktere mit dem besonderen Etwas überzeugen kann. Keiner war in meinen Augen besser als der andere, doch dann kam Viktor. Ich wusste sofort: Der wirds werden. Er ist einfach so kauzig, ein richtiges Unikat. Ohne ihn wären Nick und Emily nie hinter die Geschichte von Erebos gekommen. Und bei allem Ernst dahinter, versprüht Viktor Charme und Witz. Außerdem ist er leidenschaftlicher Teetrinker, da hat er bei mir gleich einen Stein im Brett :-)

Fazit: Dies war mein erstes Buch von Ursula Poznanski und ich bin begeistert. Ich habe nichts zu meckern. Eine spannende und einzigartige Geschichte. Eine tolle Mischung aus Krimi, Thriller und Fantasy und das alles noch im Jugendbuchgewand und dennoch etwas für jung und alt. Wirklich toll. Das gibt eine klare Leseempfehlung von mir.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Erebos
Autorin: Ursula Poznanski
ISBN: 9783785573617
Ausgabe: Taschenbuch (9,95 €)
Verlag: Loewe
Alter: ab 12