Rezension: „Das Haus der vergessenen Bücher“ von Christopher Morley

„Das Haus der vergessenen Bücher“ von Christopher Morley (Bildrechte: Atlantik)

„Wir haben, was sie wollen.
Auch wenn Sie nicht wissen, was Sie wollen.
Geistige Unterernährung ist ein ernstes Leiden.
Wir haben die richtige Medizin für Sie“ (S.9)

Inhalt: Wir haben das Jahr 1918 und befinden uns in einem kleinen beschaulichen Antiquariat „Parnassus“ in New York. Roger Mifflin, der Antiquar, bekommt eines Abends Besuch von dem Werbeprofi Aubrey. Nur kann Roger so überhaupt nichts mit Werbung anfangen, denn schließlich lebt sein Geschäft von Mundzumund-Propaganda. Aubrey kann sich dem Zauber des Antiquariats jedoch nicht entziehen. Vielleicht auch, weil dort die junge Titania arbeitet und so lässt er den Laden nicht aus den Augen, da er sich sicher ist, dass etwas merkwürdiges vor sich geht. Schließlich ist Parnassus „die Buchhandlung in der es spukt.“ (S. 7)

Leseeindruck: Ich habe es schon mehrfach erwähnt, aber ich liebe dieses Buch! Roger ist mit jeder Faser seines Körpers Buchhändler. Er liebt seinen Beruf und seine Bücher. Er ist so ein liebenswerter Typ, der es wirklich versteht seine Liebe zu Büchern seinen Mitmenschen zu vermitteln. Das Buch strotzt nur so vor tollen Zitaten, die etwas mit der Buchbranche zu tun haben. Jeder, der auch nur im entferntesten etwas mit Büchern am Hut hat, wird sich in den Ausführungen Rogers wiederfinden. Noch nie habe ich während des Lesens so viele Klebezettel in ein Buch gepackt, um mir all die tollen Zitate merken zu können. Hier habe ich meine Top 5 zusammengestellt, die ich auch einfach mal für sich sprechen lassen will:

1. „Es bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass der Buchhandel eine große Zukunft vor sich hat. […] Es geht darum, den Buchhandel als Berufsstand zu würdigen. […] Man lehre den Buchhändler, gute Bücher zu erkennen und zu ehren und er wird sein Wissen an den Kunden weitergeben.“ (S.13) Vielen Dank Christopher Morley für diese treffende Beschreibung des Buchhändlerberufs.

2. „Er [Der Buchhändler] ist umgeben von unzähligen Büchern, die er unmöglich alle Lesen kann.“ (S. 26)

3. „Jemand, der sich für Bücher begeistert, hat weder die Zeit noch die Geduld, Reichtümer zu erwerben und ständig darüber nachzusinnen, wie er seine Mitmenschen übers Ohr hauen kann.“ (S. 15)

4. „Streiten Sie nie mit dem Kunden. Geben Sie ihm einfach das Buch, das er haben will, selbst wenn er nicht weiß, dass er es haben will.“ (S. 104)

5. „Mein Laden ist voll von den Geistern der Bücher, die ich nicht gelesen habe. Armen ruhelosen Geistern, die immer um mich herum sind. Es gibt nur eine Möglichkeit, den Geist eines Buches zu bannen – man muss es lesen.“ (S. 121)

Das kleine Büchlein liest sich wirklich flüssig. Man hat immer wieder etwas zum Schmunzeln, da wird einem nie langweilig. Die Figuren sind auch alle so schön gezeichnet. Wir haben den liebenswerten Buchhändler, die liebende charmante Ehefrau Helene, die hübsche Angestellte Titania, der paranoide Werbeprofi Aubrey und den treuen Familienhund Bock. Sie passen alle sehr gut zusammen und sorgen für eine Menge Unterhaltung. Besonders Aubrey, der eine Verschwörung wittert und damit einem außergwöhnlichen Kriminalfall auf die Spur kommt. Welch ein Spaß es war, seinen Ermittlungen zu folgen, die er auf eigene Faust unternimmt. Es fühlte sich ein wenig an wie die Mischung aus Sherlock Holmes und Flavia de Luce. Mir hat die Mischung aus Krimi und Hommage an den Buchhandel sehr gut gefallen.

Lieblingsnebencharakter: Der kleine treue Bock hat diesen Titel mehr als verdient. Wenn ihr das Buch lest, dann werdet ihr mir bestimmt zustimmen. Bock bleibt einem ganz besonders in Erinnerung.

Fazit: Ich habe es geliebt, dieses Buch zu lesen. So viele tolle Zitate, die die Liebe zum Buch ausdrücken. Und obwohl das Buch fast 100 Jahre alt ist (1919 ist es erstmal erschienen), kann man es heute immer noch mit viel Vergnügen lesen. Jeder, der Bücher mag, sollte das Buch einmal lesen. Ich werde das Buch mit Sicherheit nicht das letzte Mal gelesen haben. Dazu ist die Ausgabe des Atlantik Verlags auch noch wunderschön. Ich habe nichts zu meckern und jede Seite genossen, vielleicht auch weil ich selbst so viel mit Büchern zu tun habe, bin ich dankbar, dass es dieses Buch gibt. Für mich ein neues Herzensbuch, daher gibt es 5 Herzen!

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben
Titel: „Das Haus der vergessenen Bücher“
Autor: Christopher Morley (Übersetzung: Renate Orth-Guttmann)
Verlag: Atlantik
ISBN: 9783455600124
Ausgabe: Hardcover (18,-€)

Wer noch mehr über den Atlantik Verlag erfahren will, der findet hier meine Verlagsvorstellung.

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