
„Zitat: Es ging nicht darum, irgendwo anzukommen. Oder zu wissen, wann man zurück kam. Oder ob man überhaupt zurückkam. Der Aufbruch selbst war das Ziel, ein Aufbruch ohne Ende – Indien war nur ein anderer Name für die ganze Welt, die sie erwartete. „
(S.53)
Inhalt: Die indische Stadt Rishikesh ist für Lucys Familie von ganz besonderer Bedeutung. Die Geschichte ihrer Familie nahm dort ihren Anfang. Mitten in der Hippie-Bewegung der 1968er. Zwischen Yoga, Indien und den Beatles formt sich Lucys Schicksal, das sie auch noch 50 Jahre später als Yogalehrerin in Berlin beeinflussen wird. Gemeinsam mit ihrem Vater Lou macht sie sich auf den Weg ihre Mutter Corinna zu finden, die spurlos verschwunden ist. Die Konfrontiation mit der eigenen Vergangenheit wird unausweichlich. Eine Familiengeschichte voller Liebe, Selbstzweifel und spiritueller Suche tritt ans Licht.
Leseeindruck:
Gleich zu Beginn findet man sich in einer sehr intensiven Familiendynamik wieder, deren Ursache man auf den Grund gehen möchte. Famliengeheimnisse der Vergangenheit wollen ergründet werden und das obwohl auch in der Gegegenwart so einige Probleme warten. Lucy ist wahrlich nicht zu beneiden.
Um all das zu verstehen muss man Lous Ausführungen folgen, die sich mit den Geschehnissen der Vergangenheit beschäftigen. Die Kapitel, in denen er im Mittelpunkt steht, wechseln sich mit Kapiteln aus Lucys Sicht ab. Nach und nach ergibt sich so ein umfassendes Bild der Figuren und Ereignisse.
Der Wechsel der Schauplätze von Berlin bis nach Indien bringt viel Abwechslung mit sich. Für mich ist es aus heutiger Sicht kaum zu glauben, dass man so eine abenteuerliche Reise wirklich als Tramper bzw. mit einem kleinen Bulli bestreiten kann. Als stille Beobachterin bin ich gern Mitglied der bunten Reisegruppe gewesen. Im wahren Leben wäre mir das alles zu aufregend. Gut, dass ich während der Reise gemütlich auf meinem Sofa sitzen konnte.
Es hat unheimlich Spaß gemacht in diese vergangene und mir fremde Welt rund um den Aschram in Rishikesh einzutauchen. Dabei habe ich keine Berührungspunkte mit Yoga oder ein ausgeprägtes Interesse für Indien, lediglich das Auftauchen der Beatles hat mich ins Schwärmen gebracht. Da alle Themen aber eine ausgewogene Mischung bieten als Hintergrund für die Handlung um Lou, Corinna und Lucy macht es umso mehr Spaß die Kultur und den Spirit der Hippiegemeinschaft in Indien kennenzulernen. Die Atmosphäre des Romans ist wirklich etwas Besonderes.
Lieblingsnebencharakter: Schwer zu sagen. Wenn man davon ausgeht, dass die Kernfamilie um Lou, Lucy und Corinna die Hauptcharktere sind, dann hätte Marie mein Herz erobert. Sie ist für mich, die mit den meisten Facetten, Ecken und Kanten, mit Sicherheit aber viel zu bedeutend für einen Nebencharakter und das in so vielerlei Hinsicht.
Unter diesen Vorzeichen wähle ich Lucys Freundin Rike. Sie besticht durch Großzügigkeit und ist für ihre Freundin da, ohne Kompromisse, obwohl sie jeden Grund hätte wütend zu sein. Eine echte Freundin eben.
Fazit: Eine abwechslungsreiche Geschichte über Familie, Freundschaften und Vertrauen vor der Kulisse der Hippiebewegung der 1968er. Da findet wirklich jeder eine Identifikationsfigur zwischen Berlin, Indien, Yogis und den Beatles.
Bibliographisch Angaben:
Titel: Yoga Town
Autor: Daniel Speck
Verlag: S.FISCHER
ISBN: 978394965048
Ausgabe: Hardcover (25 Euro)
Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Lesesexemplars.