Schlagwort-Archive: Unterhaltung

Rezension: „Yogatown“ von Daniel Speck

Cover „Yoga Town“ (Bildrechte: S. Fischer Verlage)

„Zitat: Es ging nicht darum, irgendwo anzukommen. Oder zu wissen, wann man zurück kam. Oder ob man überhaupt zurückkam. Der Aufbruch selbst war das Ziel, ein Aufbruch ohne Ende – Indien war nur ein anderer Name für die ganze Welt, die sie erwartete. „

(S.53)

Inhalt: Die indische Stadt Rishikesh ist für Lucys Familie von ganz besonderer Bedeutung. Die Geschichte ihrer Familie nahm dort ihren Anfang. Mitten in der Hippie-Bewegung der 1968er. Zwischen Yoga, Indien und den Beatles formt sich Lucys Schicksal, das sie auch noch 50 Jahre später als Yogalehrerin in Berlin beeinflussen wird. Gemeinsam mit ihrem Vater Lou macht sie sich auf den Weg ihre Mutter Corinna zu finden, die spurlos verschwunden ist. Die Konfrontiation mit der eigenen Vergangenheit wird unausweichlich. Eine Familiengeschichte voller Liebe, Selbstzweifel und spiritueller Suche tritt ans Licht.

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Rezension: „Cafe ohne Namen“ von Robert Seethaler

Cover „Cafe ohne Namen“ (Bildrechte: Claassen)

„Mit dem Café hatte er sich seinen Traum verwirklicht, doch nun wurde ihm die schlichte Tatsache bewusst, dass jeder Traum verschwindet, sobald er sich er füllt.“

(S.157)

Inhalt: Simon eröffnet im Wien der 1960er Jahre ein Cafe, obwohl er keine Erfahrung in der Gastronomie hat. Bisher hat er sich mit diversen Gelegenheitsjobs auf dem Wiener Karmelitermarkt über Wasser gehalten und führt ein bescheidenes Leben. Die Gäste seines Cafes gehören den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten an und bieten eine Menge Stoff für unterhaltsame Szenen aus dem Alltag.

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Rezension: „Mit dir für alle Zeit“ von Lisa Grunwald

Cover „Mit dir für alle Zeit“ (Bildrechte: Harper Collins)

„Durch einen außergewöhnlichen Zusammenfluss von Ereignissen war ihr mehr Leben geschenkt worden. Jetzt musste sie nur noch dessen Grenzen verstehen, und je eher dies geschah, umso früher konnte sie seine Freuden auskosten.

(S.243)

Inhalt: Joe und Nora begegnen sich 1937 in der Halle der Grand Central Station in New York. Er ist ein einfacher Stellwerker, sie eine junge Frau mit einer ganz besonderen Ausstrahlung, die nicht aus dieser Zeit zu stammen scheint. Gerade als die beiden sich kennenlernen, verschwindet Nora auf seltsame Weise. Doch wie kann das überhaupt alles passiert sein, wenn Nora doch vor 13 Jahren ums Leben gekommen ist? Joe geht den Fragen von Raum und Zeit auf den Grund, um Nora wiederzusehen zu können. Eine Liebesgeschichte der ganz besonderen Art beginnt.

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Rezension: „Die Wunderfrauen – Alles was das Herz begehrt“ von Stephanie Schuster

Cover „Die Wunderfrauen“ (Bildrechte: S. Fischerverlage)

„Aus Luises Notizbuch:

– Ungewöhnliches neben Gewöhnliches legen, als Magnet […]

– Vertrauen schaffen, Wohlbefinden signalisieren“

(S.267)

Inhalt: Luise, Annabell, Helga und Marie sind vier unterschiedliche Frauen, die versuchen im Deutschland der 1950er Jahre ihren Weg zu gehen und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Die eine möchte einen Tante-Emma-Laden eröffnen, die andere mit ihrer Rolle als Gattin eines Doktors glücklich werden, die dritte versucht sich von ihren Eltern zu emanzipieren und die letzte sucht eine sichere Heimat. Jede hat mit den Schrecken des Krieges ihre ganz eigenen Erfahrungen gemacht und es stehen neue Herausforderungen an, die bewältigt werden wollen. Ein Roman über den Neubeginn und eine ganz besondere Aufbruchsstimmung von vier Frauen, die sich alle nur ein geordnetes Leben wünschen.

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Rezension: „Fuchs 8“ von George Saunders

Cover „Fuchs 8“ (Bildrechte: Luchterhand)

„Das machte mir ein gutes Gefül, so als könnten Mänschen Libe fülen und zeigen. Mit anderen Worten, Hoffnung für di Zukunft von der gansen Erde!“

(Fuchs 8 über die Menschen)

Inhalt: Ein Fuchs schreibt den Menschen einen Brief  und erzählt darin seine Geschichte. Er fragt sich vorallem, weshalb die Menschen so sind wie sie sind. Weiterlesen

Rezension: „Hawaii“ von Cihan Acar

Cover „Hawaii“ von Cihan Acar ( Bildrechte: Hanser Literturverlage)

„Wieder ein Tag, an dem ich nichts gefunden hab. Ich schau nur nach hinten, nie nach vorne. Ich bin einundzwanzig und denke wie einer, der schon alles hinter sich hat. So was ist nicht gesund. Ich müsste gerade die beste Zeit meines Lebens haben.“

(Kemal, Seite 159)

Inhalt: Kemal war einmal Profifussballer in der türkischen Liga und lebt jetzt wieder in der alten Heimat Heilbronn – im Stadtteil Hawaii, wo er versucht wieder Anschluss und einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Aber wer ist er überhaupt? Ein Fußballer, ein Türke, ein Arbeitsloser oder doch einfach nur Kemal, der glücklich sein will? Weiterlesen

Rezension: „Das Rätsel von Ainsley Castle“ von Holly-Jane Rahlens

„Das Rätsel von Ainsley Castle“ (Bildrechte: Rowohlt)

„Da. Das könnte eine Laterne sein. Oder eine Taschenlampe. Darf man sich dort oben im Turm denn aufhalten? Ich stelle das Fernglas scharf. Aber das Licht ist verschwunden.“

(Seite 86)

Inhalt: Lizzy muss mit ihrem Vater an die Küste in das Hotel Ainsley Castle ziehen. Dort wartet dann nicht nur die verhasste Stiefmutter auf sie, sondern auch unheimliche E-mails, in denen mehr über Lizzys Leben steht, als ihr lieb ist. Zu allem Überfluss taucht dann auch noch ein Mädchen auf, das Lizzy zum Verwechseln ähnlich sieht. Jetzt gilt es die Ruhe zu bewahren, um rauszufinden, was hinter all den Rätseln steckt.  Weiterlesen

Rezension: „Rendezvous in zehn Jahren“ von Judith Pinnow

Buchcover
„Rendezvous in zehn Jahren“ von Judith Pinnow (Bildrechte: Ullstein Buchverlage)

„Sie hatte oft das Gefühl, anders zu sein als andere, die ihr Leben in einer ‚richtigen‘ Reihenfolge lebten.“

(Seite 7)

Inhalt: Valerie lernt den Niederländer Ted in Amsterdam kennen. Es ist die typische Zufallsbegegnung und beide sind sich sofort sympatisch. Warum also nicht einen verrückten Plan schmieden und sich auf ein Treffen verabreden – in 10 Jahren – um zu sehen, was aus den eigenen Träumen geworden ist. Dumm nur, wenn man feststellt, dass 10 Jahre eine viel zu lange Zeit ist, wenn man den anderen nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Weiterlesen

Rezension: „Die Schule am Meer“ von Sandra Lüpkes

Cover "Schule am Meer"

Cover „Die Schule am Meer“ von Sandra Lüpkes

„Doch im Leben geht es nicht um Angst. Auf den Mut kommt es an.“ (S.559)

Inhalt: Auf Juist entsteht in den 1920er Jahren eine reformpädagogische Schule, in der sich die verschiedensten Schüler aber auch Lehrer zusammenfinden, um ein Leben in der Natur und mit freiheitlichen Gedanken zu führen. Die Schule steht vielen l gegenüber und muss sich im Laufe der Jahre mit vielen persönlichen und politischen Problemen auseinandersetzen  – bis es in den 1930er Jahren um viel mehr als nur eine Schule geht. Schließlich leben Juden, Kommunisten und Freigeister gemeinschaftlich zusammen.

Leseeindruck: Dieser Roman liest sich wirklich locker leicht weg. Seite um Seite lernt man, angefangen von der Lehrerin Anni Reiner, immer mehr Schüler und Lehrer der neuen Schule kennen. Und in den meisten Fällen auch schätzen. Die Charaktere sind so bunt und verschieden wie auch die Schule selbst. Man merkt richtig, wie alle vor Ideen nur so strotzen und am liebsten Bäume ausreisen wollen. Genauso lebendig kommt der rauhe Charme der Nordsee rüber. Ich als eingefleischter Flachländer habe mir hin und wieder gedacht, dass mir das Leben auf so einer abgelegenen Nordseeinsel vor fast 100 Jahren bestimmt zu beschwerlich wäre. Aber genau das habe ich an diesem Roman so gemocht. Kaum liest man einen Satz, fühlt man sich wieder durch Raum und Zeit katapultiert und darf stiller Beobachter dieser besonderen Gemeinschaft sein. Wer die politischen Vorgänge der 1920er und 30er in Deutschland kennt, wird nicht überrascht sein, welche Entwicklung die Schule zwangsläufig nimmt. Mir gefällt jedoch wie die Auswirkungen der gesamtpolitischen Ereignisse auf die Insel und die Schule im ganz speziellen dargestellt werden. Im Zeitraum eines Jahrzehnts kann man mitverfolgen wie Prinzipen verteidigt, aber auch mit Füßen getreten werden. Beides wird eindrücklich und nachvollziehbar für jeden aufgezeigt. Unausweichlich kam mir der Gedanke, dass auch wir uns heute immer wieder die Frage stellen müssen, zu welcher Gruppe man selbst gehören will. Auch wenn die Geschichte an der einen oder anderen Stelle mit ein paar Längen zu kämpfen hatte, lässt mich doch die Thematik nicht los. Und das schaffen bei mir nicht viele Geschichten. Gerade auch die zahlreichen nicht gesagten Dinge regen zum Nach- und Weiterdenken an. Auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle etwas traurig war, dass ich mir nun selbst einen Reim auf alles machen muss. Genau wie das wahre Leben, da gibt es auch nicht immer auf alles eine Antwort.

Lieblingsnebencharakter: Puh, jetzt wird es schwierig, denn es tauchen so viele tolle Haupt- und Nebencharaktere auf. Allen voran Anni Reiner, die stolz auf sich sein, deren reales Ich aber viel zu wenig Würdigung erfährt, wie es leider bei vielen tollen Frauen der Fall ist. Auch Marje, die glaube ich kein reales Vorbild hat, hat mich wirklich beeindruckt mit ihrem Willen. Beide tragen die Geschichte aber zu sehr, um in dieser Kategorie Beachtung zu finden. Daher soll an dieser Stelle Herr Saathoff, der alte Dorfbewohner genannt werden. Er hielt sich stets im Hintergrund und viel hat man ihm bestimmt nicht zugetraut, aber wie er die Dorf- und Schulgemeinschaft analysiert hat und damit Annii zur Seite gestanden hat, hat mich sehr beeindruckt. Damit sieht man mal wieder, dass man sich über niemanden ein Urteil erlauben darf, den man nicht kennt. Saathoff ist ein toller aufrichtiger Kerl, von denen es immer zu wenige gibt.

Fazit: „Die Schule am Meer“ ist ein super recherchiertes Buch, das vor einer sehr beeindruckenden landschaftlicher und politischer Kulisse spielt. Auch wer, wie ich, reformpädagogischen Konzepten eher kritisch gegenüber steht, wird seinen Spaß haben. Nie hört man einen belehrenden Ton und man lernt eine Menge dazu. Das ist das wirkliche Plus des Buches. Leider gibt es an der einen oder anderen Stelle ein paar erzählerische Längen, trotzdem gibts eine klare Leseempfehlung von mir, da Historie hier super mit Fiktion gepaart wurde, ohne künstlich zu sein. Noch dazu regt das Buch trotz des leichten Tons zum Nachdenken an. Ich bin mir sicher, dass ich „Die Schule am Meer“ so schnell nicht vergessen werde.

Bewertung

4 out of 5 stars

Bibliographische Angaben

Titel: Die Schule am Meer 
Autorin: Sandra Lüpkes
Verlag: Kindler (Rowohlt)
Ausgabe: Hardcover (22,- Euro)
ISBN: 9783463407227

Vielen Dank an Vorablesen und Rowohlt für die Bereitstellung des Leseexemplars.

Rezension: „Der Pfau“ von Isabel Bogdan

„Der Pfau“ von Isabel Bogdan (Bildquelle: Kiepenheuer & Witsch)

„Und so verging der Abend in eigenartiger Stimmung. Alle hatten aus unterschiedlichen Gründen ein schlechtes Gewissen, alle hätten es gern wiedergutgemacht, alle bemühten sich und waren freundlich.“ (S.215)

Inhalt: Ein, sagen wir, verrückt gewordener Pfau bringt das Teamseminar einer englischen Bankergruppe gehörig durcheinander. Und das alles nur, weil er auf blaue Dinge etwas seltsam reagiert. Man könnte aber auch sagen: Ein Missverständnis jagt das nächste :-)

Leseeindruck: Was für ein Spaß! Das Buch ist komisch, originell, witzig ohne sich dabei in Blödeleien zu verlieren. Ich liebe es! Ich gebe zu, dass ich bei diesem Cover von etwas schwerer Kost ausgegangen bin. (Warum, weiß ich jetzt auch nicht mehr.) Daher lag das Buch – viel zu lange – auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Ich brauchte ein schmales Büchlein für einen Ausflug und wurde von diesem kleinen Buch wahrlich überrascht. Da ich überhaupt keine Erwartungen an die Story oder das Genre hatte, hat mich schon der Einstieg überrascht: Der Erzähler ist so … tja, britisch, eine andere Beschreibung fällt mir im Moment nicht ein. Mit bissiger Beobachtungsgabe erzählt er dem Leser, was auf dem schottischen Anwesen der McIntoshs so vor sich geht. Ihm entgeht dabei nicht die kleinste Gefühlsregung und der Leser darf an allen Geheimnissen teilhaben, während die Figuren natürlich weiter im dunklen tappen und von einem Missverständnis nächste stolpern. Einfach herrlich.
Die Geschichte wird durchgehend in der 3. Person erzählt und kein einziges Mal wird die wörtliche Rede verwendet. Man könnte jetzt meinen, dass diese Erzählweise Distanz zum Leser herstellt, durch die lockere Art des Erzählers geschieht aber genau das Gegenteil. Man schließt die Figuren ins Herz, da man ja so einiges über sie erfährt, was ihre Mitmenschen noch nicht wissen. Man darf also von Anfang an Mitwisser sein.
Obwohl eine kuriose Szene die nächste jagt, wird es nie albern. Vielmehr zeigen sich nach und nach die wahren Charakterzüge der Bänker und man bekommt einen Einblick in die Dynamik der Gruppe. Hin und wieder hätte ich den Figuren gern zugerufen: Meine Güte, jetzt redet doch miteinander! Aber dann wäre der Spaß doch viel zu schnell vorüber gewesen. Die Story lebt wirklich von den falschen Annahmen und Spekulationen der Figuren. Ich will hier auch nicht zu viel vorweg nehmen, denn es passieren wahrlich abenteuerliche Dinge. Kaum glaubt man, den Höhepunkt erreicht zu haben, passiert noch etwas Verrücktes, Komisches und in jedem Fall Überraschendes. Eines kann ich vielleicht schon verraten: Die größte Überraschung erlebt man am Ende. Ich habe selten über einen letzten Satz so laut gelacht. Die Geschichte hat im wahrsten Sinne des Wortes vom ersten bis zum letzten Satz Spaß gemacht.

Lieblingsnebencharakter: Generell haben mir die Tiere der McIntoshs und auch der Hund der Bänkerin sehr gut gefallen. Die kleinen Kerle haben es wirklich nicht einfach, die Macken ihrer Herrschen zu verstehen und aus ihnen schlau zu werden. Besonders die Szenen aus Mervyns Sicht, dem Hund der Bänkerin Liz, haben mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Der kleine Kerl hat, als Einziger, den Durchblick und weiß genau, wer was gemacht hat, nur wer hört schon auf einen Hund? In jedem Fall muss der kleine so einiges einstecken an dem Wochenende. „Mervyn schlich mit eingezogenem Schwanz hinterdrein und verstand immer noch nicht, was er falsch gemacht hatte.“ (S. 76) Mit solchen Szenen hat er es sich wirklich verdient Lieblingsnebencharakter zu sein.

Fazit: Dieses Buch empfehle ich wirklich gern. Es macht Spaß. Es ist originell. Es lohnt sich einfach. Voller Lobes gibt es großartige 5 Sterne.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Der Pfau
Autorin: Isabel Bogdan
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 9783462048001
Ausgabe: Hardcover (18,99 EUR)