Leipziger Buchmesse 2017

Kaum zu glauben, aber die diesjährige Buchmesse ist nun auch schon wieder Geschichte und endlich habe ich die Zeit gefunden, meine Highlights hier zusammenzufassen. Ich hatte wieder das Glück mich an allen vier Tagen auf der Messe und in der Stadt rumtreiben zu dürfen. Es war mal wieder sehr schön (anstrengend) :-) .

Marina Heib liest aus „Drei Meter unter Null“

Los ging es am Donnerstag mit einem gemütlichen Gang durch die ersten Hallen dort haben wir uns mehr oder weniger treiben lassen. Hier und da mal eine Lesung oder ein Gespräch (davon gibt es auf der Messe mehr als genug). Richtig spannend wurde es bei der Lesung von Marina Heib aus ihrem Buch  „Drei Meter unter Null“ (Heyne Encore). Diese Veranstaltung haben wir spontan besucht, aber sie ist mir im Gedächtnis geblieben und das Buch ist auf meine Wunschliste gewandert. Es geht um eine ganz durchschnittliche Frau (ohne Namen), die beschließt ihrer eigentlichen Bestimmung nachzugehen, Mörderin zu sein. Die Autorin hat mich schon überzeugt, noch bevor sie aus dem Buch gelesen hat. Ich will unbedingt mehr über diese Frau wissen, die keinen Namen hat, obwohl er doch eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Der Textauszug hat mich total fasziniert. Die Eindrücke der Protagonistin werden derart sachlich beschrieben, dass es einem eiskalt den Rücken runter läuft, man kann die Kälte und Mordlust förmlich spüren.

Der Abend stand dann ganz im Zeichen der Ladies. Bei der Ladies Night im Chocolate haben Doris Knecht („Alles über Beziehungen“ aus dem Rowohlt Verlag), Verena Lugert („Die Irren mit dem Messer“ erschienen bei Droemer Knaur), Susann Pásztor („Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ erschienen bei Kiepenheuer & Witsch) und Steffi von Wolff („Später hat längst begonnen“ aus dem S. Fischer Verlag) gelesen. Vier Frauen, deren Bücher unterschiedlicher nicht hätten sein können. Es gab Komisches bei Steffi von Wolff, Bewegendes von Susann Pásztor und auch Sachliches zum Thema Kochen bei den „Irren mit dem Messer“ zu hören.

Doris Knecht (rechts) lauscht der Lesung von Susann Pásztor


Mein Highlight war hier allerdings Doris Knecht mit ihrem Roman „Alles über Beziehungen“ (Rowohlt). Die Hauptfigur Viktor ist ein Typ, bei dem man sich nicht entscheiden kann, ob er ein A…loch ist, ein bedauernswerter Loser oder von der Frauenwelt nur falsch verstanden ist. Viktor erzählt dem Leser von seinen verflossenen Liebschaften, Affären aber auch seiner Ehefrau, mit der er seit Jahrzehnten zusammen ist. Dabei geht so einiges schief, wofür Viktor natürlich nie etwas kann. Doris Knecht hat den Passagen auch noch mit ihrer herrlichen Wiener Schnauze den richtigen Ton verpasst. Auch wenn ich das Buch bisher nur von der Lesung kenne, würde ich es jedem empfehlen, der humorvolle und anspruchsvolle Frauenliteratur sucht. (Sorry, für Männer ist das wohl nix, denn die kommen einfach nicht gut weg ;-) )

Am Freitag hat es uns zu einer Lesung auf der Fantasy-Insel verschlagen. Markus Heitz hat aus seinem neuen Roman „Des Teufels Gebetbuch“ (Knaur) gelesen. Dabei geht es um eine Art teuflisches russisch Roulette mit Karten. Die Geschichte des Kartenspiels, gepaart mit einer Prise Horror und Thriller, spielt in dem Buch eine große Rolle. Mich hat die Lesung in jedem Fall neugierig gemacht. Was hat es mit der uralten geheimnisvollen Karte auf sich? Das alles klang spannend und mysteriös. Ich bin wohl eine der wenigen, die bisher noch keine Bücher von Markus Heitz gelesen hat. Dies wird sich aber bald ändern, denn er hat es geschafft mich mit seiner Begeisterung für das Thema Kartenspiel anzustecken. Ich bin gespannt. Das letzte Buch, das ich gelesen habe und  in dem es um teuflische Spielkarten ging, hat mir schließlich auch gefallen. (Es war Dancing Jaxx von Robin Jarvis)

Später hieß es wieder geduldig sein, denn wir wollten uns einen guten Platz bei einer Veranstaltung mit Sebastian Fitzek in der LVZ-Autorenarena sichern. Um bei diesem Vorhaben erfolgreich zu sein, sollte man viel Zeit mitbringen, also haben wir uns frühzeitig zum Stand begeben und uns auch noch die vorherigen Veranstaltungen angesehen. Eine davon war ein Gespräch mit Harald Martenstein zu seinem Buch „Im Kino“ (C. Bertelsmann). Darin erzählt der Autor, was er alles schon für Erfahrungen im Kinosaal als Filmkritiker gemacht hat. Einfach nur herrlich. Harald Martenstein hat eine wahre Gabe seine Umgebung zu beobachten und das Erlebte in Worte zu fassen. Dabei hat der Leser wahrhaftig das Gefühl mit ihm im Kinosaal zu sitzen. Ich bin unheimlich froh, dass ich an dieser unterhaltsamen Lesung teilhaben konnte. Ich werde ab sofort das Kino mit anderen Augen sehen und mir „Im Kino“ nochmal in voller Länge zu Gemüte ziehen.

Unsere Mühe hatte ich also gelohnt und wir konnten gute Plätze in der Arena ergattern, um den Worten von Sebastian Fitzek zu seinem neuen Thriller „AchtNacht“ (Droemer) zu lauschen. In seinem neuen Thriller geht es um ein gigantisches gesellschaftliches Experiment, das aus dem Ruder läuft. Denn für eine Nacht ist ein Mensch vogelfrei, dessen Name aus einer Art Todeslotterie gezogen wurde. Die Idee ist wieder einmal ganz anders und obwohl man sofort denkt: „So etwas kann es doch gar nicht geben“, hat mich die Ausgangssituation doch sofort gepackt. Mal sehen in welche psychologische Abgründe wir dieses Mal geführt werden. Ich werde mich auf jeden Fall auch auf dieses Experiment einlassen. „AchtNacht“ verspricht ein packender Thriller zu werden.

Am Abend ging es zu einer Lesung von Anne Freytag in die Südvorstadt. Sie hat aus ihrem neuen Roman „Den Mund voll ungesagter Dinge“ (Heyne fliegt) gelesen. Ich halte mich mal an den Wunsch der Autorin und werde nicht versuchen den Roman in ein Genre einzuordnen. Es geht um die 17jährige, die mit ihrem Vater ins weit entfernte München zieht und dort Fuß fassen muss. Dazu gehört für sie auch eine ganz neue Erfahrung: Sie verliebt sich in das Nachbarsmädchen. Gefühlschaos ist also vorprogrammiert. Ein guter Roman für junge (aber auch alte) Leser, der in keine Schublade passt und keine Klischees bedient. Die Sprache glänzt dabei durch Direktheit. Ich fühlte mich für die Zeit der Lesung gut unterhalten und werde mir den Namen Anne Freytag in jedem Fall merken.

Die nächste Lesung an diesem Abend war Takis Würger. Er hat aus seinem Roman „Der Club“ (Kein & Aber) gelesen. Die Atmosphäre, die im Roman vorherrscht, ist mir dabei viel mehr in Erinnerung geblieben, als die eigentliche Story. Es geht um einen Boxclub in Cambridge, in dem vor Jahren ein Verbrechen passiert ist. Hans bekommt Zugang zu dem Club, obwohl er aus einfachen Verhältnissen stammt und so überhaupt nicht in dieses elitäre Umfeld passt. Er soll auf Geheiß seiner Tante die Wahrheit herausfinden. Dennoch ist es kein klassischer Krimi, denn nicht die Auflösung des Falls steht im Vordergrund, sondern Hans‘ Entwicklung. Ich finde seinen Charakter unglaublich spannend. Gerne will ich mehr über ihn erfahren, denn er ist kein typischer Cambridgestudent. Er ist ein Held, der keiner sein will, der mehr reagiert als agiert. Ich bin wirklich gespannt, wie er sich schlägt und wie die Geschichte für ihn persönlich ausgeht.

Am Samstag haben wir uns mal vom Messetrubel ferngehalten und bei schönstem Frühlingswetter an einer Krimi-Stadtralley teilgenommen. Das war mal was anderes und hat  wirklich Spaß gemacht.

Sebastian Fitzek bildete auch den Schlusspunkt meines Messeprogramms. Am Sonntag erzählte er neben Geschichten rund um „AchtNacht“ auch noch eine nette Anekdote, wie es zu seinem Kinderbuch „Stinki und Pupsi“ kam ;-) Bei drei kleinen Kindern und vergessenem Vorlesebuch muss man sich als kreativer Autor eben schnell eine Geschichte ausdenken…

Es waren wieder einmal sehr schöne vier Tage. Ich freue mich schon aufs nächste Jahr und werde hoffentlich die auch hier die Zeit finden, das eine oder andere Buch meiner angewachsenen Wunschliste vorzustellen.

Welche Frühjahrsneuheit hat es denn auf euren Wunschzettel oder gar schon ins Regal geschafft?

 

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