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Rezension: „Federflüstern“ von Holly-Jane Rahlens

federfluestern

„Federflüstern“ von Holly-Jane Rahlens (Bildquelle: Rowohlt)

„Uns so taumelten sie in eine unbekannte und weit entfernte Vergangenheit, hinein in einen bitterkalten, schneeverwehten und tiefdunklen Dezembertag des Jahres 1891.“ (S. 82)

Inhalt: Oliver, Rosa und Iris bemerken einige seltsame Dinge. Warum hat Iris plötzlich eine Zahnspange und wer hat sich auf Rosas Prothese verewigt? Noch bevor die Kinder dem Spuk auf den Grund gehen können, beginnt auch schon ein neues Abenteuer. Gemeinsam mit Lucia, die plötzlich in der Buchhandlung Blätterrauschen auftaucht, geraten die Kinder in ein neues Abenteuer. Ohne Vorwarnung landen sie im Berlin der 1890er Jahre.
Jetzt müssen sie alles daran setzten wieder nach Hause zu kommen, doch wie sollen sie das anstellen, schließlich lauern eine Menge Gefahren auf Zeitreisende. Da kommt die Hilfe eines großen Literaten, der gerade in Berlin weilt, gerade recht.

Leseeindruck: „Federflüstern“ ist nach „Blätterrauschen“ der zweite Band der Zeitreisereihe von Holly-Jane Rahlens. (Übringens spielt auch „Everlasting“ im selben Universum, ist aber eine eigenständige Geschichte) Eines vorab: Man kann „Federflüstern“ auch ohne den ersten Band lesen, denn alles wichtige wird dem Leser erklärt. Ich habe die Zusammenfassung am Ende des Buches allerdings ignoriert, da ich „Blätterrauschen“ auch mit viel Freude gelesen habe. Zu Beginn der Geschichte werden viele Fragen aufgeworfen, die den Leser neugierig macht auf mehr und gleichzeitig auch auf die vergangene Geschichte (sollte man sie noch nicht kennen).
Sobald die Kinder sich dann im Jahr 1891 wiederfinden nimmt das Abenteuer so richtig Fahrt auf. Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie die Epoche um 1890 dargestellt wird. Es sind so viele Kleinigkeiten, die sich seither verändert haben. Wie bewegt man sich in der Vergangenheit? Wohl kaum in Jeans und T-shirt. Oliver und Co. müssen also für viele kleine und große Probleme Lösungen finden und vor allem müssen sie den Kulturschock der Zeitreise verkraften. Mir hat es gefallen, wie clever die Kinder die Aufgaben lösen. Die Dynamik der Kinder untereinander ist geprägt von kleineren Neckereien, aber wenn es darauf ankommt,  steht die Freundschaft der drei an erster Stelle. Oliver, Iris und Rosa sind sehr verschieden, aber gerade das macht sie zu einem tollen Trio, denn sie ergänzen sich sehr gut. Wenn einer etwas nicht so gut kann, übernimmt es ein anderer. Schön ist auch das Wiedersehen mit einigen tollen Charakteren aus „Blätterrauschen“ und „Everlasting“. Mir hat es gut gefallen, dass die Handlung von „Blätterrauschen“ aufgegriffen wurde. Fans werden viele liebgewonnene Details wiedererkennen und neue Leser werden ganz nebenbei mit dem ersten Band vertraut gemacht.
Insgesamt liest sich die Geschichte flüssig und ist in vielen Szenen witzig. Denn egal wie bedrohlich eine Situation auch ist. Der Humor geht nie verloren. Mit ein wenig Ironie lassen sich schwierige Situationen doch viel besser meistern. Für den Leser wird es also nie langweilig, denn turbulente Szenen wechseln sich mit lustigen oder lehrreichen ab. Gerade die Zielgruppe der jungen Leser wird so bei Laune gehalten. Die einzelnen Kapitel sind nicht zu lang und enden auch meist an einer sehr spannenden Stelle, man ist also angehalten immer weiter und weiter zu lesen. (Nur das eine Kapitel noch, und noch eins und noch eins… :-) )
Das Thema Zeitreise ist im Buch auch sehr schön umgesetzt. Es gibt ja nicht wenige Zeitreisegeschichten, die hin und wieder mit Logiklücken zu kämpfen haben. In „Federflüstern“ wird alles plausibel erklärt und auch kompliziertere Facetten der Zeitreise, wie das Aufeinandertreffen mit dem eigenen Ich, werden anschaulich und verständlich in die Handlung eingebunden.

Lieblingsnebencharakter: Ich weiß jetzt überhaupt nicht, ob er wirklich „nur“ ein Nebencharakter ist, aber Mark Twain verdient es einfach hier nochmal erwähnt zu werden. Ich habe eine Menge über den Autor gelernt, was mir zuvor noch nicht so klar war. Er ist gut zu den Kindern und besticht durch seine offene und hilfbereite Art. Mein Highlight des ganzen Buches ist ein Gespräch zwischen Mark Twain und den Kindern über die Schwierigkeiten der deutschen Sprache. Einfach herrlich. „Die schreckliche deutsche Sprache“ gehört zu meinen Lieblingsbüchern und es war schön, dieses Thema mal in einer Szene eines Romans wiederzufinden.
„Federflüstern“ hat mich richtig neugierig auf Mark Twain gemacht, ich will jetzt unbedingt einen Roman von ihm lesen.

Fazit: Eine tolle Zeitreisegeschichte für alle Altersgruppen. Sowohl Jungs als auch Mädchen werden einen Charakter finden, mit dem sie sich identifizieren können und werden somit Spaß an der Story haben. Als erwachsener Leser sollte man sich nicht von den jungen Charakteren abschrecken lassen, denn das Zeitreisethema ist spannend umgesetzt. Für mich ist „Federflüstern“ eine tolle Mischung aus Abenteuerroman und Dedektivgeschichte. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung :-)

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Federflüstern
Autorin: Holly-Jane Rahlens (Übersetzung: Alexandra Ernst)
Verlag: Rowohlt rotfuchs
ISBN: 9783499217456
Augabe: Hardcover (16,99€)
empfohlenes Lesealter: ab 11

Reihe:
Band 1: Blätterrauschen (zur Rezension)
Band 2: Federflüstern

außerhalb der Reihe im gleichen Universum: Everlasting