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Rezension: „Smoke“ von Dan Vyleta

„Smoke“ von Dan Vyleta (Bildquelle: carl’s books)

„Rauch ist, in jedem Fall, sehr leicht zu lesen. Er ist die lebendige Manifestation des Verfalls. Der Sünde.“ (S. 40)

Inhalt: Rauch beherrscht das Leben im England des 19. Jahrhunderts. Es ist ein ganz besonderer Rauch, einer der jede Bosheit und Verfehlung sichtbar macht. Rauch ist schlecht und soll unter allen Umständen vermieden werden. Am besten natürlich durch tugendhaftes Verhalten.
Die jungen Schüler Charlie und Thomas gehen auf ein Eliteinternat und beginnen die Gesetze des Rauchs zu hinterfragen. Wo kommt er her und was macht er mit den Menschen? Dabei stoßen sie auf eine Menge Geheimnisse innerhalb der Gesellschaft, die sie in Gefahr bringen.

Leseeindruck: Die Ausgangssituation hat mir sehr gut gefallen. Rauch, der Verfehlungen anzeigt und somit auch die Innenwelt der Menschen äußerlich sichtbar macht. In dieser Welt kann kaum eine Figur ihre Gedanken für sich behalten.
Schnell wird klar, dass es rund um den Rauch Geheimnisse gibt, die nur eine kleine elitäre Gruppe kennt. Leider liegt für mich genau hier das größte Manko der Geschichte. Mir war nicht immer klar, wer welche Ziele verfolgt, oder was genau die einzelnen Charaktere über den Rauch wissen oder auch, was sie bewirken wollen.

Für meinen Geschmack ist die Geschichte zu sehr verstrickt, wenn nicht sogar verworren. Es gibt einfach zu viele Charaktere, die unterschiedliche Dinge wollen, ohne dass mir die Motive immer ganz klar waren. Daher bin ich leider auch mit keinem der Charaktere so richtig warm geworden. Gerade von Thomas hätte ich mir mehr erwartet. Er hat durch seine familiäre Vorgeschichte mehr zu bieten, als die Geschichte zeigt.

All die kleinen Defizite haben leider dazu geführt, dass ich sehr lange für den Roman gebraucht habe. Immer wieder habe ich Lesepausen eingelegt, da die Handlung nicht recht in Fahrt gekommen ist. Natürlich fällt es dadurch auch wieder schwer, den Überblick über die Figuren zu behalten. Ein wahrer Teufelskreis.

Ich will aber auch nicht den Eindruck erwecken, als würde die Story überhaupt keinen Spaß machen. Das Milieu, rund um die adeligen Kinder, die sich nun auch mit dem einfachen Volk auseinandersetzen müssen, bietet eine Menge Konfliktpotential. Auch die Dreiecksbeziehung zwischen Thomas, Charlie und Livia sorgt genauso für Spannung wie die zahlreichen Verschwörungen und Intrigen.
Die Erzählstruktur hat auch einen Pluspunkt verdient. Die Mehrzahl der Kapitel ist zwar ganz klassisch in der 3. Person verfasst, es gibt aber auch eine Menge Kapitel, die in der 1. Person verfasst sind. Dabei lernt der Leser eine ganze Reihe verschiedenster Nebencharaktere kennen, deren Perspektive hier eingenommen wird.

Lieblingsnebencharakter: Wirklich beeindruckt hat mich die kleine Eleanor.  Sie musste so viel Leid ertragen, dass es kaum auszuhalten war. Die Szenen mit ihr gehören für mich eindeutig zu den emotionalsten der ganzen Geschichte.

Fazit: Eine phantastische Geschichte, die mit unserer Vorstellung von Moral spielt. Der Leser begibt sich auf eine abenteuerliche Reise ins England des 19. Jahrhunderts.
Leider ist die Story an der einen oder anderen Stelle etwas überladen, womit die Gefahr besteht, den Überblick über die Figuren und deren Absichten zu verlieren.
Wer an der Story dran bleibt und seine Sympathien an einen der Charaktere vergeben kann, wird sicher seinen Spaß haben.

Bewertung
3 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Smoke
Autor: Dan Vyleta (Übersetzung Katrin Segerer)
Verlag: carl’s books
ISBN: 9784570585689
Ausgabe: Paperback (16,99 EUR)

Vielen Dank an das bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Gemeinsam lesen: „Smoke“ von Dan Vyleta

1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?

Ich lese gerade „Smoke“ von Dan Vyleta, erschienen bei carl’s books, und bin auf Seite 92 von 612

2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?

„Charlie schüttelt den Kopf. ‚Ich weiß nicht. Eine Kiste glaube ich.“ (S. 92)

3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden?

In Smoke geht es um ein Elite-Internat im England des 19. Jahrhunderts. Thomas und Charlie versuchen herauszufinden, was es mit dem Phänomen des Rauchs auf sich hat. Jeder Fehltritt, jede Lüge oder moralische Verfehlung wird sofort durch den Rauch sichtbar, der einem dann aus dem eigenen Körper strömt. Für mich ist das eine gruselige Vorstellung, denn in gewisser Weise sind die Gedanken der Menschen dann nicht mehr frei. Mal sehen in welche Richtung sich das ganze noch entwickelt. Bisher weiß ich nicht viel über den Rauch, sondern versuche mich noch mit den Gesetzen der Welt vertraut zu machen.
Vieles ist bisher recht typisch für ein Internatsroman. Es gibt den neuen Schüler, der anders ist als alle anderen, die alten eingeschworenen Gruppen und natürlich auch die autoritären Lehrer, die die (strengen) Internatsregeln durchsetzten wollen. Ich denke, dass ich noch eine Menge Geheimnisse lüften muss, um hinter den ganzen Sinn mit dem Rauch zu kommen. Wo kommt er her? Gab es ihn schon immer? Steckt Magie hinter allem? Und warum kämpfen die Lehrer ihre eigenen Machtspiele? Bisher gefällt mir die Geschichte ganz gut, auch wenn ich noch am Anfang stehe, ich hoffe, dass ich im Laufe des Lesen noch auf die eine oder andere Frage eine (plausible) Erklärung bekomme.

4. Hast du ein buchiges Herzensprojekt oder ein Lieblingsbuch für das du keine Gelegenheit verstreichen lässt um es präsent zu machen, weil du denkst dass jeder es kennen sollte? Erzähle uns davon!

Das lässt sich nicht so leicht beantworten, denn ein einzelnes Herzensbuch habe ich nicht bzw. keines, dass ich ständig empfehlen würde. Bei mir sind es eine handvoll Bücher, die in meinen Augen immer aktuell und lesenswert bleiben und die ich mit guten Gewissens empfehle, wenn ich gefragt werde. Das sind (natürlich ;-) ) „Harry Potter„, „Gute Geister“ von Kathryn Stockett oder auch „Das Haus der vergessenen Bücher“ von Christopher Morley und noch so einige mehr. Es gibt einfach so viele wunderbare Bücher, da kann (und will) ich mich nicht festlegen.

Wer mehr erfahren will: Gemeinsam Lesen ist eine Aktion von Schlunzen-Bücher.

Lasst mir gern einen Kommentar da, was ihr gerade so lest.

Rezension: „Mörder-Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“ von Jonas Jonasson

Moerder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind von Jonas Jonasson

„Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“ von Jonas Jonasson (Bildquelle: carl’s books)

„Man musste sich über die kleinen Dinge freuen. Zum Beispiel darüber, dass die Monate vergingen, ohne dass Mörder-Anders den Rezeptionisten oder sonst wen in unmittelbarer Nähe des Hotels ermordet hatte.“ (S. 18)

Inhalt: Was macht ein Mörder, der keiner mehr sein will? Er wird recht schaffen und ehrlich? Nicht, wenn er nach der Freilassung auf einen Rezeptionisten eines heruntergekommenen Hotels und eine Pfarrerin mit atheistischer Überzeugung trifft. Die drei ziehen gemeinsam ein Körperverletzungsgewerbe auf. Nur leider legen sie sich dabei mit einer Menge fragwürdiger Gestalten an. Ärger ist also vorprogrammiert.

Leseeindruck: Für mich war „Mörder-Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“ mein erster Jonasson. So viele Leute sind von seinen Büchern begeistert, daher habe ich mir nun auch mal eines seiner Bücher vorgenommen.
Der Sprachwitz fällt sofort auf. Der lockere Stil macht den Einstieg in die Geschichte sehr leicht. Der Erzähler selbst streut immer wieder einen komischen Kommentar ein. So zum Beispiel: „[…] nicht, dass es unmöglich wäre Per Persson zu heißen oder von mir aus Jonas Jonasson, aber es kann ein bisschen eintönig wirken.“ (S.11) Überhaupt lebt die Story von skurrilen Begebenheiten und komischen Elementen. Egal ob es nun die Charaktere oder der Handlungsverlauf selbst ist. Alles ist skurril und überzeichnet. Ein Roadtrip der wirklich alles bietet, was das Slapsick- und Comedyherz höher schlagen lässt.
Nur leider liegt auch genau hier die Schwäche der Geschichte. Nach etwa der Hälfte hatte ich genug davon. Der Humor schlägt immer wieder in die selbe Kerbe. Irgendwann fand ich das nicht mehr lustig, sondern unnötig albern. Einfältige Gangster und bekehrte Mörder verlieren halt doch irgendwann ihren Reiz.

Lieblingsnebencharakter: Gar nicht so einfach sich zwischen all den verrückten Gestalten zu entscheiden. Aber unter all den Figuren ist der Kirchendiener Björn besonders; besonders pflichtbewusst, besonders eigensinnig und besonders hartnäckig.

Fazit: Eine humorvolle Story, bei der wirklich jede Situation einzigartig ist. Eine komische Begebenheit folgt auf die nächste. Man muss diese Art Humor allerdings mögen, um der Geschichte etwas abzugewinnen. Nachdem man das Buch zuschlägt, verschwindet die Story auch schnell wieder aus den Gedanken. Für kurzweilige Unterhaltung sind Mörder-Anders und seine Freunde allemal gut.

Bewertung:
3 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Mörder-Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind
Autor: Jonas Jonasson (Übersetzung: Wibke Kuhn)
Verlag: carl’s books
ISBN: 9783570585627
Ausgabe: Hardcover (Preis: 19,99€)