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Rezension: „Bühlerhöhe“ von Brigitte Glaser

Buehlerhoehe „Wie schon so oft verfluchte sie diesen Auftrag und diese Reise. Kein Gespenst der Vergangenheit, das sie dabei nicht heimsuchte.“ (S. 358)

Inhalt: Die Bühlerhöhe ist ein erstklassiges Hotel im Schwarzwald. In den 1950er Jahren verbringt Konrad Adenauer dort regelmäßig seinen Sommerurlaub. So auch im Jahr 1952.
Auf dem politische Parkett dreht sich alles um das Wiedergutmachungsgesetz zwischen der Bundesrepublik und Israel. In diesem Spannungsfeld droht der Kanzler Ziel eines Attentäters zu werden.
Rosa Silbermann setzt alles daran den Kanzler zu schützen und muss sich damit auch mit ihrer Kindheit in Deutschland auseinandersetzten. Von ihrer Vergangenheit wird auch die Hausdame Sophie Reisacher wiederholt heimgesucht, wobei sie ihre ganz eigenen Ziele während des Kanzlerbesuchs verfolgt.

Leseeindruck: Mich hat das Buch wirklich überzeugt. Die Elsässerin Sophie und die jüdische Agentin Rosa, aus dem israelische Kibbuz Omarim bieten einen aufschlussreichen Blick auf die deutsche Gesellschaft der 1950er Jahre. Die beiden Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein und haben doch eine große Gemeinsamkeit: Sie müssen, wie alle anderen Charaktere auch, mit den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs zurechtkommen und ihren Platz in der neuen Gesellschaftsordnung finden.
Ich habe mich ehrlich gesagt bisher wenig damit beschäftigt wie sehr die Geschehnisse der 30er und 40er Jahre das Denken und Handeln der Bevölkerung in der jungen Republik noch beeinflusste. Nach außen sieht alles so aus, als wäre man zur Tagesordnung zurück gekehrt doch verarbeitet haben die wenigsten Menschen das Erlebte. „Bühlerhöhe“ führt dem Leser die Probleme und weiterhin bestehenden Konflikte der Menschen vor Augen.
Die Kapitel sind mit den jeweiligen Handlungsorten überschrieben. So verliert man trotz zahlreicher Handlungsstränge nie den Überblick. Der Handlungsverlauf bietet so einige Überraschungen mit denen ich nicht gerechnet habe. Langweilig wird einem als Leser nicht, schließlich muss man sich mit Geheimdiensten, Affären und Leichen auseinandersetzen. Das alles auch noch im beschaulichen Schwarzwald, in dem die bodenständigen Menschen ihren sympathischen Dialekt sprechen. Auch wenn die Geschichte Fiktion ist, kommt alles sehr authentisch daher.

Das einzige was mich ein wenig gestört hat, sind die vielen zufälligen Begegnungen und (früheren) Verbindungen der Figuren. Dieses Zugeständnis muss man wohl für eine spannende und temporeiche Story im beengten Raum eines Hotels bzw. eines Ferienorts machen.

Lieblingsnebencharakter: Agnes. Sie steht leider etwas im Schatten von Rosa und Sophie. Dabei hat sie selbst ein ergreifendes Schicksal. Sie ist ein guter Mensch, der einfach schon zu oft im Leben zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Fazit: Eine spannende Geschichte mit vielen Überraschungen, noch dazu lehrreich. Das historische Gerüst der Handlung wurde gut recherchiert und bietet genug Raum für die Charakterentfaltung der einzelnen Figuren. Unterhaltung auf einem sehr guten Niveau.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Bühlerhöhe
Autorin: Brigitte Glaser
Verlag: List
ISBN: 9783471351260
Ausgabe: Hardcover (20,00 €)

Vielen Dank an vorablesen und die Ullstein Buchverlage für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

Neue Mitbewohner im Regal

Bei mir sind in letzter Zeit so einige Bücher eingezogen, ein paar davon möchte ich heute vorstellen.

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Meine neuen Mitbewohner

„Albert und der Baum“ von Jenni Desmond (Magellan):
Ein niedliches Kinderbuch um einen Bären, der sich um seinen Lieblingsbaum im Wald kümmert. Bezaubernde Illustrationen bringen auch „großen“ Lesern Spaß.

„Als die Träume noch uns gehörten“ von Marian Izaguirre (Fischer):
Tja, was soll ich sagen: Es geht um eine Buchhandlung in Madrid und ein rätselhaftes Buch. Eine Ausgangssituation, die ganz nach meinem Geschmack ist. Ich bin schon gespannt, was auf mich zu kommt.

„Bühlerhöhe“ von Brigitte Glaser (List):
Dank Vorablesen durfte auch dieses Buch schon bei mir einziehen, das im August 2016 erscheinen wird. Ein Roman, der im Jahr 1952 spielt. Rosa Silbermann und Sophie Reisacher sind zwei völlig verschiedene Frauen. Beide kämpfen mit ihrer Vergangenheit und stehen sich nun in einem Hotel im Schwarzwald gegenüber, in dem Konrad Adenauer zu Besuch ist.

„Nicolas Calva – Das magische Amulett“ von Jenifer A. Nielsen (Beltz & Gelberg):
Ein fantastisches historisches Kinderbuch. Nic ist Sklave in einem römischen Bergwerk. Dort stößt er auf den Schatz Caesars mitsamt einem magischen Amulett. Er ist ein cleverer frecher Kerl und so warten nun eine Menge Probleme auf ihn, denn auch andere mächtige Personen im römischen Reich haben es auf das Amulett abgesehen. Ein tolles Buch, gerade für Jungs und Mädels, die Abenteuer mögen. Noch dazu lernen die kleinen Leser auch etwas über die antike römische Gesellschaft.

„Die Birken wissen’s noch“ von Lars Mytting (Insel):
Eine Familiengeschichte, die von Norwegen bis nach Frankreich und von der Gegenwart zurück zum Ersten Weltkrieg reicht. Eine Menge Geheimnisse rund um die Brüder Hirifjell warten darauf entschlüsselt zu werden. Das alles geschieht umgeben von einer tollen Natur und Landschaft. Im Moment sitze ich an der Rezension, denn ich habe das Buch bereits gelesen.