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Rezension: „Milena und die Briefe der Liebe“ von Stephanie Schuster

Cover „Milena und die Briefe der Liebe“ (Bildrechte: Aufbau)

„Sie würde sich selbst aus dem Sumpf erheben, alles, was sie zukünftig erlebte, mit dem Blick einer Journalistin wahrnehmen. Das fühlte sich nach einer Zukunft an, einem echten Hoffnungsschimmer.“

(S.126)

Inhalt: Die Geschichte der jungen Milena beginnt 1916 in Prag. Sie erzählt von einer selbstbewussten aufgeschlossenen Frau, die mitten im Leben steht und auch in Zukunft selbst über ihr Leben bestimmen will. Das Aufeinandertreffen mit dem Schriftsteller Kafka prägt Milena über Jahre hinweg, schließlich verbindet die beiden nicht nur die Liebe zur Literatur, sondern auch die Sicht auf das Leben. Über Jahre hinweg schreiben sich die beiden Briefe und geben sich gegenseitig Halt, den sie von ihrem direkten Umfeld nur schwer bekommen. So ist Milena in einer unglücklichen Ehe mit Ernst Pollack gefangen und Franz Kafka wird von einem Lugenleiden geplagt.

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Monatsrückblick November und Dezember 2020

Nun ist es schon Mitte Januar und erst jetzt kommt der überschaubare Monatsrückblick der Monate November und Dezember…. Noch dazu habe ich auch keine Rezensionen zu den Titeln verfasst. Hoffentlich kann die Zeit im Lockdown nutzen und wieder mehr Rezensionen verfassen, denn es liegt mir wirklich am Herzen meine Eindrücke mit euch zu teilen. Auch wenn ich in den beiden Monaten nur drei Titel beendet habe, heißt das nicht, dass ich wenig gelesen habe. Ich beende im Moment nur nicht so viele Titel. In jedem Fall haben mir alle drei Bücher gut gefallen.

Meine Monatslektüre aus dem Hause Random House
  • „Der Wintergarten“ von Jan Konst – Dieses Buch ist kein Roman, aber auch kein klassisches Sachbuch. Es ist vielmehr ein Bericht zur deutschen und europäischen Geschichte der letzten 100 Jahre. Gleichzeitig ist es aber auch eine Familiengeschichte. Mich hat es unheimlich berührt diesen Bericht zu lesen, da die beschriebene Familie eben ganz normal ist. Keine politischen Ämter oder auch gesellschaftliche Positionen ragen heraus, und gerade das macht den Bericht so besonders. Er ist authentisch und zeigt, dass die Wirren der großen Geschichte und Politik eben bis in die kleinste gesellschaftliche Einheit der Familie hineinwirken. Wirklich lesenswert. Die Rezension folgt in Kürze
  • „Juno und die Reise zu den Wundern“ von Judith Hoersch – Juno wächst unter unsicheren familiären Verhältnissen auf und versucht ihren Platz in der Welt zu finden. Das alles geschieht in einer märchenhaften Welt, die viel Platz für die eigene Fantasie lässt. Leider fiel es mir schwer einen Zugang zu dieser Welt zu finden. Es ist eine sehr spirituelle Geschichte, die auch zum Nachdenken anregt, man muss sich allerdings auch auf die Geschichte einlassen. Die komplette Rezension folgt noch.
Im November habe ich Milena gelesen.
  • „Milena und die Briefe der Liebe“ von Stephanie Schuster – Dieser Roman dreht sich um Milena Jesenská und deren (Brief)-Freundschaft zu Franz Kafka. Ich habe es genossen mit Milena durchs Leben zu schreiten, allerdings hat es mich auch sehr bedrückt, wie die Männer in ihrem Leben mit Milena umgehen. Über sie wird in einer Selbstverständlichkeit bestimmt, dass ich umso glücklicher bin, dass sie es doch geschafft hat, ihren Weg zu gehen, wenn auch mit Umwegen. Lest einfach selbst, man lernt eine selbstbewusste, aber auch sensible junge Frau kennen, die es verdient hat im Mittelpunkt der Geschichte zu stehen und natürlich kommt auch Kafka nicht zu kurz. Die komplette Rezension folgt noch.

Auch wenn ich alle drei Bücher wirklich gern gelesen habe, fehlt es mir in letzter Zeit immer wieder an Büchern, die mich so in ihren Bann ziehen, dass ich in jeder freien Minute weiterlesen möchte und den Alltag auch mal Alltag sein lassen kann. „Der Wintergarten“ kommt da schon sehr sehr nah ran, aber ich hoffe sehr, dass mich im Januar wieder der Leseflow besucht.

Vielen Dank an die Verlage für die Bereitstellung der Leseexemplare.

Rezension: „Leonore und ihre Töchter“ von Gina Mayer

„Leonore und ihre Töchter“ von Gina Mayer (Bildrechte: Aufbau Verlag)

„Die unmoralische Moral […] Wie ungerecht es war, dass jeder Fehltritt eines Mannes unweigerlich auf eine Frau zurückfiel“ (S. 456)

Inhalt: Kurz gesagt, es geht um die Familiengeschichte von Leonore und ihren Töchtern. Die Frauen der Familie stehen dabei im Mittelpunkt der Handlung. Der Beginn der Handlung liegt in Paris 1900, mit Dora und ihrer Tochter Nanette. In verschiedenen Rückblicken, die bis ins Jahr 1813 zu Doras Großmutter Leonore in Deutschland reichen, erfahren wir so einige Familiengeheimnisse und die verschiedenen Mutter-Tochter-Beziehungen werden beleuchtet. Alle Frauen haben ein mehr oder weniger schweres Schicksal und sind in den Konventionen ihrer Zeit gefangen. Zu allem Überfluss scheint auch noch ein Fluch auf den Frauen der Familie zu liegen. Einzig die jüngste Nanette zeigt zum Schluss, dass auch eine Frau ihr Leben in die Hand nehmen kann. Den Hauptteil der Geschichte macht der Teil um die gutbürgerliche Leonore und ihre ungewöhnliche Freundschaft zu den Arbeiterkindern Anton und Luise aus. Dabei spielen auch Aberglaube und das Gedicht um den Erlkönig eine bedeutende Rolle.

Leseeindruck: Ich habe schon eine ganze Weile keinen historischen Roman mehr gelesen, dieser hier hat aber wirklich Spaß gemacht. Man kommt schnell in die Geschichte rein und kann sie flüssig lesen. Besonders gut hat mir der Erzählstil gefallen, denn das Buch ist in mehrere Teile gegliedert, die jeweils eine andere Frau und Generation in den Mittelpunkt stellen. Die Geschichte wird also nicht chronologisch erzählt. Man könnte fast schon sagen, dass rückwärts erzählt wird. Von 1900 geht es ins Jahr 1848 und von da ins Jahr 1813 bis die Geschichte wieder 1900 endet. Die gesamten Zusammenhänge erschließen sich dem Leser erst nach und nach. Gina Mayer gelingt es sehr gut immer wieder tolle Cliffhanger ans Ende der Kapitel zu stellen, so dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.
Die Atmosphäre der einzelnen Epochen kommt wunderschön zur Geltung, man hat fast schon das Gefühl, dass man sich auf eine Zeitreise begeben hat. Die Weltausstellung in Paris 1900 oder die Tuchfabrik 1813 zu jeder Zeit kann man sich ein gutes Bild der Umstände und Lebensweisen machen und in die Lebenswelt der Figuren eintauchen.
Am meisten hat mich die Dreiecksbeziehung zwischen Leonore, Anton und Luise fasziniert. Ich will nicht zu viel verraten, denn in diesem Abschnitt wird sozusagen der Grundstein für die weitere Familiengeschichte gelegt, aber es war spannend mit anzusehen, was aus einer unschludigen Kindheitsfreundschaft alles entstehen kann und noch so großen Einfluss auf die folgenden Generationen hat.

Lieblingsnebencharakter: Für mich war das Theres, da sie das Bindeglied zwischen allen wichtigen Erzählebenen ist. Ohne sie wären so einige Geheimnisse der Familie nicht ans Licht gekommen. Theres war für fast alle Frauen in der Geschichte eine wichtige Bezugsperson.

Fazit: Man bekommt gute Unterhaltung geboten. Ein historischer Roman, der sich sehr schön lesen lässt und gekonnt in den Zeiten wechselt und den Leser mit so einigen Wendungen überrascht. Die historischen Fakten bilden ein gutes Gerüst für die Familiengschichte, schließlich hat es die Textilfabrik Cromford in Ratingen wirklich gegeben. Es ist sicher eher ein Roman für Frauen, denn schließlich stehen die Frauen im Mittelpunkt und die Männer kommen nicht immer so gut weg. Für die volle Punktzahl fehlte mir noch das gewisse etwas. Ich kann „Leonore und ihre Töchter“ aber guten Gewissens weiterempfehlen, für alle die gern historische Romane lesen, sich für die Zeit zwischen 1813 und 1900 interessieren oder einfach mal eine kurzweilige, gute Familiengeschichte lesen wollen. Daher 4/5 Punkte!

Bewertung:
4 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: „Leonore und ihre Töchter“
Autorin: Gina Mayer
Verlag: Rütten & Loening (Aufbau)
ISBN: 9783352008474
Ausgabe: Paperback (14,99€)

Gemeinsam Lesen #79

gemeinsam lesen

 

 

 

 

 

 

1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?

„Leonore und ihre Töchter“ von Gina Mayer (Rütten & Loening – Aufbau) Ich habe den ersten Teil „Dora“ gerade beendet und bin auf Seite 97. Hier beginnt der zweite Teil „Mathilde“

2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?

„Geehrte Herren! Aufgrund der äußerst mangelhaften Qualität der von Ihnen gelieferten Merinowolle (20 Ballen zu 97 Gr), die uns am 21. Januar 1848 zugestellt wurde, sehen wir uns leider gezwungen, die gesamte Lieferung zu reclamieren unf Ihre Forderung über 92 Gulden 26 Silber zurckzuweisen.“ (S. 97)

3. Was willst du unbedingt aktuel zu deinem Buch loswerden? (Gedanken dazu, Gefühle, ein Zitat, was immer du willst!)

Ich habe schon eine Weile keinen historischen Roman mehr gelesen und auf diesen hier bin ich durch Lovelybooks gestoßen. Darüber bin ich froh, denn es macht unheimlich Spaß die Familiengeschichte von Leonore zu ergründen. Bis jetzt habe ich Mathilde, deren Tochter Dora und Enkeltochter Nanette kennengelernt. Wie ich finde drei sehr interssante Frauenfiguren. Mir gefällt auch der historische Hintergrund: 1900 in Paris und dann noch Düsseldorf um 1850. Auch wenn ich noch viele Seiten vor mir haben, kann ich schon jetzt sagen, dass es ein schönes Buch ist. Für mich genau die richtige Mischung aus Liebesgeschichte, historischem Roman und Familiendrama.

4. Kannst du dich daran erinnern, welches das erste Buch war, dass du jemals selbst gelesen hast? Fing deine Buchleidenschaft schon direkt mit diesem ersten Buch an?

Mein erstes Buch, dass ich komplett alleine gelesen habe, war „Pippi Langstrumpf“ ich liebe es bis heute. Meine Ausgabe ist auch schon ganz zerlesen, denn auch heute lese ich immer mal wieder ein Kapitel. Schon als Kind habe ich den Fair von Büchern bemocht. Gelesen habe ich allerdings viele Jahre nicht in meiner Freizeit. Mit 16 habe ich „Die Wüstenblume“ geschenkt bekommen und dann bin ich „Harry Potter“ verfallen. Was für ein Gegensatz… Bis heute ist es so geblieben, dass ich kein Lieblingsgenre habe, die Hauptsache ist, dass mich die Geschichte in irgendeiner Weise packt.

Wer mehr erfahren will: „Gemeinsam Lesen“ ist eine gemeinsame Aktion von Weltenwanderer und Schlunzen-Bücher, ins Leben gerufen von Asaviels Bücher-Allerlei