Rezension: „Das Rätsel von Ainsley Castle“ von Holly-Jane Rahlens

„Das Rätsel von Ainsley Castle“ (Bildrechte: Rowohlt)

„Da. Das könnte eine Laterne sein. Oder eine Taschenlampe. Darf man sich dort oben im Turm denn aufhalten? Ich stelle das Fernglas scharf. Aber das Licht ist verschwunden.“

(Seite 86)

Inhalt: Lizzy muss mit ihrem Vater an die Küste in das Hotel Ainsley Castle ziehen. Dort wartet dann nicht nur die verhasste Stiefmutter auf sie, sondern auch unheimliche E-mails, in denen mehr über Lizzys Leben steht, als ihr lieb ist. Zu allem Überfluss taucht dann auch noch ein Mädchen auf, das Lizzy zum Verwechseln ähnlich sieht. Jetzt gilt es die Ruhe zu bewahren, um rauszufinden, was hinter all den Rätseln steckt. 

Leseeindruck: Diese Story steckt wirklich voller Rätsel. Von Beginn an scheint irgendetwas in Lizzys Leben nicht zu stimmen und weder sie noch der Leser hat die leiseste Ahnung was hinter allem steckt. Warum bekommt Lizzy so eigenartige Mails? Wer hat die abgeschickt? Warum steht Lizzy so oft nebem sich? All diese Fragen tun sich in den ersten Kapiteln auf. Als Leser versucht man ständig mit diesen vielen neuen Eindrücken Schritt zu halten, um auf eine eigene Lösung des Rätsels zu kommen. Gerade für junge Leser ist das bestimmt spannend, selbst eine Art Detektiv zu sein. Hier kommt nun aber der eine große Haken. Dabei ist es wirklich schwierig zu beschreiben, weil ich nicht spoilern möchte. Aber die Auflösung des Ganzen, warum Lizzy eine Doppelgängerin hat und wo diese herkommt, ist wirklich kompliziert. Ich bin mir tatsächlich nicht sicher, ob junge Leser allein mit den vielen entstehenden Ebenen klarkommen. Dieses Konzept hätte gut und gern für ältere Leser genutzt werden können. Auf der anderen Seite, sind die Charaktere für ältere Leser dann wieder zu kindlich gezeichnet.  

Man muss sehr aufmerksam Lesen, um den vielen verschiedenen Teilen der Theorie mitzukommen und die Logik dahinter zu verstehen. Abgesehen davon ist es eine tolle Abenteuergeschichte, bei der Freundschaft und Vertrauen im Mittelpunkt steht, das hat mir gut gefallen. Durch die Doppelgängerstory hinterfragen die beiden Lizzys (bzw. Bettys) immer wieder ihr Verhalten, auch die daraus entstehende Charakterentwicklung der beiden ist großartig erzählt. Generell hat man im Laufe der Story einiges zu Grübeln, da hätte ich mir hin und wieder fast Notizen gemacht.  Die kurzen Kapitel tragen wiederrum zum Lesefluss bei, damit man die Fülle der Informationen auch gut verarbeiten kann, allerdings glaube ich, dass dieses Buch nur etwas für geübte Leser ist, die bereits mit komplexen Geschichten vertraut sind. Eine Kleinigkeit hat mich immer wieder gestört, auch wenn es nicht weiter schlimm ist und deshalb für die Bewertung nicht ins Gewicht fällt, aber sagt man im Deutschen wirklich „Artist-in-Residence“? Ich lasse mich gern belehren, dass die Begrifflichkeit schon in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist, aber für ein Kinderbuch hätte es die Bezeichnung „Gastkünstler“ oder „Künstler des Hauses“ auch getan. 

Lieblingsnebencharakter: So viele Nebencharaktere von Bedeutung gibt es gar nicht, deshalb fällt mir die Wahl schwer. Während des Lesens kam mir aber immer der Gedanke: Was für ein hinterhältiger Erzähler. Wie ich das nun aber meine, müsst ihr wirklich selbst rausfinden. Denn dieses Buch steckt voller Rätsel.

Fazit: Mit dieser Geschichte kann sowohl jung als auch alt Freude haben, solange man komplexe Geschichten mit verschiedenen Ebenen mag. Mein Germanistenherz hatte an der der Auflösung des Rätsels jedenfalls eine Menge Spaß. Eine tolle Abenteuergeschichte, die beim Lesen allerdings eine gewisse Konzentration erfordert. Ich glaube nicht, dass dieses Buch eine reine Kindergeschichte ist, daher sollte man das Lesealter nur als grobe Empfehlung betrachten. 

Bewertung
4 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: „Das Rätsel von Ainsley Castle“
Autorin: Holly-Jane Rahlens
Übersetzung: Bettina Münch
Verlag: Rowohlt rotfuchs
ISBN: 9783499217470
Ausgabe: Hardcover (15 Euro) 
empfohlenens Lesealter: ab 11 Jahre

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