„Das Glück am Ende des Ozeans“ von Ines Thorn (Bildquelle: Rowohlt)
„Drei Frauen, drei Schicksale, die sich hier in Amerika entfalten sollten.“ (S. 40)
Inhalt: Annett, die beim Bau der Brooklynbridge mithelfen soll, Susanne, die mit ihrem groben Ehemann ein neues Leben beginnen will und das Amischmädchen Gottwitha machen sich im Jahr 1876 von Bremen aus auf über den Atlantik nach New York. In Amerika wollen alle drei ein neues Leben beginnen und vor allem ihr Glück finden. Auf der Überfahrt schließen die drei Freundschaft, denn von nun an verbindet die drei Fremden ein dunkles Ereignis. In der neuen Heimat muss wieder jeder allein klarkommen. Wird das jeder gelingen?
Leseeindruck: Der Plot ist recht einfach gestrickt. Alle drei Frauen sind sehr verschieden und bedienen dabei eine Menge Klischees. Annett ist die toughe, bei der alles läuft. Susanne muss mit der Gewalttätigkeit ihres Mannes leben und Gottwitha ist auf Grund ihrer amischen Erziehung unglaublich weltfremd. Mit den verschiedenen Kapiteln gibt es auch ein Wechsel zwischen Hauptfiguren. In jedem Kapitel steht eine andere Frau im Mittelpunkt. Zum einen wird die Spannung dadurch hoch gehalten, denn man muss mit einer Menge offenen Fragen leben, bis der Handlungsstrang weiter geht. Auf der anderen Seite hatte ich mit der Zeit das Gefühl, ich lese drei verschiedene Romane, denn die Schnittpunkte zwischen den drei Geschichten sind im Prinzip nicht vorhanden. Da habe ich mir deutlich mehr von versprochen. Es wurde einfach zu viel in den Roman gepackt. Das Leben in einem Amischdorf in Pennsylvania, eine junge Frau, die beim Bau der Brooklynbridge mitwirkt und eine junge Frau, die sich den Goldsuchertracks im Westen anschließt. Für meine Begriffe hat die Autorin hier etwas zu viel gewollt. Bei so viel Inhalt kratzt sie jeweils nur an der Oberfläche. Die einzelnen Entwicklungsschritte gehen mir dabei viel zu schnell und abrupt.
Eine Gemeinsamkeit habe alle drei Handlungsstränge: Das Selbstbestimmungsrecht der Frauen in jener Zeit wird thematisiert. Durch die drei verschiedenen Frauentypen bekommt man auch drei verschiedene Ansatzpunkte zu der Thematik geliefert. Alle drei müssen sich auf unterschiedliche Art und Weise emanzipieren. Das hat mir schon gefallen. Es war bei dem Genre des historischen Romans und der vorangegangen Geschichte dann auch nicht verwunderlich, dass alle drei ihren Weg auch irgendwie erfolgreich meistern werden. Mit dem Verlauf hatte ich zwar schon gerechnet, aber ein wenig mehr unvorhergesehenes wäre schon schön gewesen.
Lieblingsnebencharakter: Ich muss jetzt drei Charaktere wählen, aus jedem Handlungsstrang einen, denn die drei Geschichten und deren Nebencharaktere lassen sich nur schwer miteinander vergleichen. Daher gibt es heute drei Namen.
In Annetts Geschichte gefällt mir Emily gut, denn sie hat man meisten Facetten. Madame Joyce ist die gute Seele in Susannes Geschichte. Sie hätte ich auch gern als Freundin. Etwas schwieriger ist die Wahl dann in Gottwithas Handlung. Da fällt die Wahl auf Rebecca, denn obwohl auch sie nicht aus ihrem Umfeld ausbricht, zeigt sie doch, dass man auch glücklich werden kann.
Fazit: Ich habe mir deutlich mehr versprochen von der Geschichte. Wahrscheinlich auch, da ich dachte, es würde mehr Enthüllungen und Konflikte geben. Leider wurde ich in dieser Hinsicht enttäuscht. Die Geschichte (oder Geschichten) bieten solide historische Unterhaltung. Leider jedoch ohne wirkliche Überraschungen, da wurde nicht das volle Potential der Storys ausgeschöpft. Außerdem hätte ich mir mehr Berührungspunkte zwischen den Handlungssträngen und den Frauen gewünscht. Alles in allem vergebe ich solide 3 Sterne.
Bewertung:
Bibliographische Angaben:
Titel: Das Glück am Ende des Ozeans
Autorin: Ines Thorn
Verlag: Wunderlich (Rowohlt)
ISBN: 9783805250566
Ausgabe: Hardcover (16,95€)