Archiv der Kategorie: 5 Sterne

Rezension:“Endling – Weggefährten und Freunde“ von Katherine Applegate

Cover „Endling – Band 2“ (Bildrechte: dtv)

„Ich verstehe nicht, warum jemand einen Krieg anzetteln will […]. Oder warum es jemand für nötig hält, andere zu kontrollieren … oder gar zu vernichten … gleich ganze Arten.“

(S.107)

Inhalt: Nachdem Byx, die junge Dalkin im ersten Band miterleben musste, wie ihre Art gejagd wurde und zur ausgestorbenen Art erklärt wurde, versucht sie nun mit ihrer Menschenfreundin Khara, dem cleveren Renzo, dem Wobbyk Tobble und dem Felijaga Gambler die letzte verschollene Dalkin-Kolonie zu finden, um damit einen grausamen Krieg zu verhindern. Auch dieses Mal steckt der Weg voller Gefahren und die Freunde müssen zusammenhalten, um ihr Ziel zu erreichen.

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Rezension: „Einstein“ von Torben Kuhlmann

Cover „Einstein“ (Bildrechte: NordSüd)

„‚So funktioniert das offensichtlich nicht‘ , sah die kleine Maus widerwillig ein. Sie hatte nur die Uhr zurückgedreht, aber nicht Die Zeit.“

(S.21)

Inhalt: Die kleine Maus will unbedingt zum Käsefest. Das Schicksal meint es allerdings nicht gut mit ihr und so kommt sie einen Tag zu spät am Ort des Gesehens an. Wenn es doch nur möglich wäre die Zeit zurückzudrehen. Dafür müsste man aber erstmal wissen, was es mit der Zeit überhaupt auf sich hat. All diesen Fragen versucht die kleine Maus auf den Grund zu gehen. Gut, dass sie sich in Bern aufhält und dort auf die Theorien eines gewissen Albert Einsteins stößt. So lässt sich doch bestimmt eine Zeitmaschine bauen. 

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Rezension: „Das Beste kommt noch“ von Richard Roper

Cover „Das Beste kommt noch“ (Bildrechte: Rowohlt)

„Hast du… hast du jemals eine so große Lüge erzählt, dass du das Gefühl hattest, ihr nicht mehr entkommen zu können … dass du … dass du immer weiterlügen musstest?“

(Andrew, S.316)

Inhalt: Wenn Menschen alleine sterben und es auch keine Verwandten gibt, die sich um den Nachlass oder die Beerdigung kümmern können, braucht man einen Nachlassverwalter. So wie Andrew einer ist.
Er muss sich beruflich mit der Einsamkeit der Menschen auseinandersetzen, dabei ist er doch selbst von Einsamkeit geplagt. Seine Frau und Kinder hat er sich nur ausgedacht, um den gesellschaftlichen Konventionen zu entsprechen. Eine Taktik, die gut funktioniert, bis Peggy seine neue Kollegin in sein Leben tritt und Andrews Lügengerüst zum Problem wird.

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Rezension: „Herzklappen von Johnson & Johnson“ von Valerie Fritsch

Herzklappen von Johnson & Johnson (Bildrechte: Suhrkamp)

„Der Großvater und Emil standen sich gegenüber als Spiegelfigur der Zeit, mit einem jungen und einem alten Gesicht, voller Ersatzteile innen drin, Schrauben, die sie zusammenhielten, und einem falschen Herzen.“

(Seite 126)

Inhalt: Alma und Friedrich sind die Eltern des kleinen Emils, der ganz besonderen Schutz braucht, da er keinen Schmerz empfinden kann. Aber nicht nur Emil bestimmt das Leben seiner Eltern, sondern auch die Geschichte der Großeltern hat einen maßgeblichen Einfluss auf Alma. Es dreht sich letztendlich alles um die Frage, welchen Auswirkungen die Schicksale der vorangegangenen Generationen auf das gegenwärtige Leben haben. Weiterlesen

Rezension: „Hawaii“ von Cihan Acar

Cover „Hawaii“ von Cihan Acar ( Bildrechte: Hanser Literturverlage)

„Wieder ein Tag, an dem ich nichts gefunden hab. Ich schau nur nach hinten, nie nach vorne. Ich bin einundzwanzig und denke wie einer, der schon alles hinter sich hat. So was ist nicht gesund. Ich müsste gerade die beste Zeit meines Lebens haben.“

(Kemal, Seite 159)

Inhalt: Kemal war einmal Profifussballer in der türkischen Liga und lebt jetzt wieder in der alten Heimat Heilbronn – im Stadtteil Hawaii, wo er versucht wieder Anschluss und einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Aber wer ist er überhaupt? Ein Fußballer, ein Türke, ein Arbeitsloser oder doch einfach nur Kemal, der glücklich sein will? Weiterlesen

Rezension: „Rendezvous in zehn Jahren“ von Judith Pinnow

Buchcover
„Rendezvous in zehn Jahren“ von Judith Pinnow (Bildrechte: Ullstein Buchverlage)

„Sie hatte oft das Gefühl, anders zu sein als andere, die ihr Leben in einer ‚richtigen‘ Reihenfolge lebten.“

(Seite 7)

Inhalt: Valerie lernt den Niederländer Ted in Amsterdam kennen. Es ist die typische Zufallsbegegnung und beide sind sich sofort sympatisch. Warum also nicht einen verrückten Plan schmieden und sich auf ein Treffen verabreden – in 10 Jahren – um zu sehen, was aus den eigenen Träumen geworden ist. Dumm nur, wenn man feststellt, dass 10 Jahre eine viel zu lange Zeit ist, wenn man den anderen nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Weiterlesen

Rezension: „Der Pfau“ von Isabel Bogdan

„Der Pfau“ von Isabel Bogdan (Bildquelle: Kiepenheuer & Witsch)

„Und so verging der Abend in eigenartiger Stimmung. Alle hatten aus unterschiedlichen Gründen ein schlechtes Gewissen, alle hätten es gern wiedergutgemacht, alle bemühten sich und waren freundlich.“ (S.215)

Inhalt: Ein, sagen wir, verrückt gewordener Pfau bringt das Teamseminar einer englischen Bankergruppe gehörig durcheinander. Und das alles nur, weil er auf blaue Dinge etwas seltsam reagiert. Man könnte aber auch sagen: Ein Missverständnis jagt das nächste :-)

Leseeindruck: Was für ein Spaß! Das Buch ist komisch, originell, witzig ohne sich dabei in Blödeleien zu verlieren. Ich liebe es! Ich gebe zu, dass ich bei diesem Cover von etwas schwerer Kost ausgegangen bin. (Warum, weiß ich jetzt auch nicht mehr.) Daher lag das Buch – viel zu lange – auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Ich brauchte ein schmales Büchlein für einen Ausflug und wurde von diesem kleinen Buch wahrlich überrascht. Da ich überhaupt keine Erwartungen an die Story oder das Genre hatte, hat mich schon der Einstieg überrascht: Der Erzähler ist so … tja, britisch, eine andere Beschreibung fällt mir im Moment nicht ein. Mit bissiger Beobachtungsgabe erzählt er dem Leser, was auf dem schottischen Anwesen der McIntoshs so vor sich geht. Ihm entgeht dabei nicht die kleinste Gefühlsregung und der Leser darf an allen Geheimnissen teilhaben, während die Figuren natürlich weiter im dunklen tappen und von einem Missverständnis nächste stolpern. Einfach herrlich.
Die Geschichte wird durchgehend in der 3. Person erzählt und kein einziges Mal wird die wörtliche Rede verwendet. Man könnte jetzt meinen, dass diese Erzählweise Distanz zum Leser herstellt, durch die lockere Art des Erzählers geschieht aber genau das Gegenteil. Man schließt die Figuren ins Herz, da man ja so einiges über sie erfährt, was ihre Mitmenschen noch nicht wissen. Man darf also von Anfang an Mitwisser sein.
Obwohl eine kuriose Szene die nächste jagt, wird es nie albern. Vielmehr zeigen sich nach und nach die wahren Charakterzüge der Bänker und man bekommt einen Einblick in die Dynamik der Gruppe. Hin und wieder hätte ich den Figuren gern zugerufen: Meine Güte, jetzt redet doch miteinander! Aber dann wäre der Spaß doch viel zu schnell vorüber gewesen. Die Story lebt wirklich von den falschen Annahmen und Spekulationen der Figuren. Ich will hier auch nicht zu viel vorweg nehmen, denn es passieren wahrlich abenteuerliche Dinge. Kaum glaubt man, den Höhepunkt erreicht zu haben, passiert noch etwas Verrücktes, Komisches und in jedem Fall Überraschendes. Eines kann ich vielleicht schon verraten: Die größte Überraschung erlebt man am Ende. Ich habe selten über einen letzten Satz so laut gelacht. Die Geschichte hat im wahrsten Sinne des Wortes vom ersten bis zum letzten Satz Spaß gemacht.

Lieblingsnebencharakter: Generell haben mir die Tiere der McIntoshs und auch der Hund der Bänkerin sehr gut gefallen. Die kleinen Kerle haben es wirklich nicht einfach, die Macken ihrer Herrschen zu verstehen und aus ihnen schlau zu werden. Besonders die Szenen aus Mervyns Sicht, dem Hund der Bänkerin Liz, haben mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Der kleine Kerl hat, als Einziger, den Durchblick und weiß genau, wer was gemacht hat, nur wer hört schon auf einen Hund? In jedem Fall muss der kleine so einiges einstecken an dem Wochenende. „Mervyn schlich mit eingezogenem Schwanz hinterdrein und verstand immer noch nicht, was er falsch gemacht hatte.“ (S. 76) Mit solchen Szenen hat er es sich wirklich verdient Lieblingsnebencharakter zu sein.

Fazit: Dieses Buch empfehle ich wirklich gern. Es macht Spaß. Es ist originell. Es lohnt sich einfach. Voller Lobes gibt es großartige 5 Sterne.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Der Pfau
Autorin: Isabel Bogdan
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 9783462048001
Ausgabe: Hardcover (18,99 EUR)

Rezension: „Das geheime Leben des Monsieur Pick“ von David Foenkinos

„Das geheime Leben des Monsieur Pick“ von David Foenkinos (Bildquelle: DVA)

„Das Buch stand weiter an der Spitze der Bestsellerliste, es entwickelte sich regelrecht zu einer literarischen Sensation, was nun allerlei erstaunliche Konsequenzen hatte. (S. 153)

Inhalt: Finistère ist ein kleiner bretonischer Ort, über den es nichts außergewöhnliches zu berichten gibt. Die Einwohner sind ganz gewöhnliche Leute, bis auf einen: Henri Pick. Der hat der Gemeindebibliothek sein abgelehntes Manuskript zur Verfügung gestellt. Die junge Lektorin Delphine entdeckt den Roman und bringt ihn groß raus. Jetzt ist nichts mehr so, wie es einmal war und alle fragen sich, ob der verstorbene Pizzabäcker wirklich der Autor dieses großen Romans ist, schließlich hat er doch nie etwas von Bedeutung geschrieben. Die Suche nach der wahren Entstehungsgeschichte sorgt für eine Menge Durcheinander unter den Charakteren. Eine verwobene Geschichte mit vielen außergewöhnlichen Figuren nimmt ihren Lauf, denn eines ist sicher: „Dieses Buch konnte Leben verändern“ (S. 161)

Leseeindruck: Ich habe das Buch zur Hand genommen, da mich die Ausgangssituation der Bibliothek der abgelehnten Manuskripte neugierig gemacht hat. Eine Abteilung in der es nur Bücher zu lesen gibt, die kein Verlag wollte. Soll das alles wirklich schlechte Literatur sein? Das kann man sich kaum vorstellen, deshalb ist es doch genauso gut möglich, dass sich eine Perle unter den abgelehnten Manuskripten versteckt hat. Man muss sie eben nur finden.
Ich liebe Bücher, die sich um Bücher drehen. Und auch diese Geschichte versprüht wieder so einen Charme, den man vielleicht nur als Leseratte erkennt. Man kann sich ganz genau in die Menschen hineinversetzten, die sich von Monsieur Picks Roman verzaubern lassen. Die Faszination, die ein Roman auf die Menschen haben kann, wird zum Thema gemacht. Dabei wird auch ein Blick auf die Verlags- und Buchwelt geworfen, denn schließlich reicht es in der heutigen Zeit nicht aus, ein gutes Buch zu schreiben, um einen Bestseller zu landen. Nein, man muss auch noch kräftig die Marketingtrommel rühren, damit man in der Medienlandschaft Beachtung findet. All diese Aspekte werden auf unterhaltsame und humorvolle Weise angesprochen. Überhaupt herrscht in dem Roman ein lockerer Tonfall. Nicht zuletzt der Erzähler würzt mit seinen bissigen Kommentaren in den Fußnoten das Geschehen. Ich hatte beim Lesen einfach nur Spaß. Die einzelnen Kapitel sind in der Mehrheit sehr kurz, so kommt man schnell voran, denn genauso schnell, wie sich die Marketingmaschine rund um Monsieur Picks Buch dreht, blättert man auch die Seiten in diesem Buch um. Würde das Buch verfilmt werden, dann sicher als Episodenfilm, da bin ich mir sicher.

Es gibt eine ganze Menge verschiedenster Charaktere im Buch, die alle irgendetwas mit dem Roman oder Monsieur Pick selbst zu tun haben. Das Manuskript verbindet sie alle und bringt unterschiedliche Figuren zusammen, dabei entstehen die unterschiedlichsten Paarungen. Vom ersten Flirt bis zur endgültigen Abfuhr ist alles dabei. Bei mindestens 6 verschiedenen Paaren, die sich im Laufe des Romans finden oder auch schon gefunden haben, war es nicht immer leicht den Überblick zu behalten. Dies ist vielleicht der einzige kleine Kritikpunkt den ich habe. Es fiel mir nicht immer ganz leicht, den Überblick darüber zu behalten, wer gerade in welcher Beziehung zum Gegenüber ist. Trotzdem denke ich, ist mir nichts entscheidendes entgangen, ein Punkt mit dem ich also gut leben kann.

Lieblingsnebencharakter: Eindeutig Monsieur Pick. Da er schon nicht mehr am Leben ist, muss man sich mit den Anekdoten über ihn begnügen. Ich habe am meisten über ihn und sein Tun nachgedacht. Seine Figur hat einfach etwas rätselhaftes. Wie kann ein einfacher Pizzabäcker einen so erfolgreichen und guten Roman schreiben, ohne dass seine Familie etwas davon bemerkt? Er ist die heimliche Hauptperson, denn sein Manuskript ist der Anstoß für alle anderen Handlungsstränge. Ohne ihn, hätte nicht ein Charakter sich so weiterentwickeln können und alles wäre völlig anders verlaufen.

Fazit: Ein unterhaltsames Buch über das Geschäft mit den Bestsellern, aber auch über die Beziehungen ganz normaler Menschen. Eine Geschichte, die in erster Linie Spaß macht und sich doch auch kritisch mit unserer Gesellschaft auseinandersetzt, in der etwas eben nur zählt, wenn an Platz 1 ist. Ich habe über viele einzelne Stellen auch noch gelacht, nachdem ich das Buch zur Seite gelegt hatte. Für mich ist das immer ein gutes Zeichen, denn dann hat mich die Geschichte auch berührt. Und genau so ist das bei diesem Buch.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Das geheime Leben des Monsieur Pick
Autor: David Foenkinos (Übersetzung: Christian Kolb)
Verlag: DVA
ISBN: 9783421047601
Ausgabe: Hardcover (19,99 EUR)

Rezension: „Das Buch der Spiegel“ von E.O. Chirovici

„Das Buch der Spiegel“ von E.O. Chirovici (Bildquelle: Goldmann)

„Sechsundzwanzig Jahre später sollte sich meine Sicht der Dinge ändern. Ich erfuhr die Wahrheit über die Ereignisse jener Monate – nicht dass ich danach gesucht hätte, sie traf mich vielmehr wie eine verirrte Kugel.“ (S. 90)

Inhalt: Das Fragment eines autobiographischen Buches sorgt für Aufsehen, da es genau an der Stelle endet, die die größte Spannung verspricht. Der Literaturagent Peter versucht nun mit Hilfe des Journalisten John und dem ehemaligen Polizisten Roy mehr über die ganze Geschichte zu erfahren. Was verband den jungen Schriftsteller Richard Flynn mit der Studentin Laura Baines und dem Professor Joseph Wieder? Was wusste Richard alles und wo befindet sich das komplette Manuskript? Die drei müssen eine Menge ungelöster Fragen der Vergangenheit klären, um die Wahrheit über die Ereignisse des Jahres 1987 herauszufinden. Dabei erzählen nicht alle Beteiligten die Wahrheit, denn kann man nach mehr als 20 Jahren seiner Erinnerung noch trauen?

Leseeindruck: Das Buch beginnt mit dem Manuskript Richard Flynns. Darin beschreibt der die Ereignisse des Jahres 1987 und wie alles zum tragischen Höhepunkt geführt hat. Schon diese Schilderung machte mich wahnsinnig neugierig, denn ich habe ständig versucht zwischen den Zeilen zu lesen, um vielleicht mehr über den Hergang der Tat zu erfahren. Ich kam mir schon selbst vor wie ein kleiner Ermittler, denn Richard schildert alles aus der Ich-Perspektive. Kaum nimmt die Geschichte so richtig an Fahrt auf, wechselt auch die Perspektive zu einem anderen Ich-Erzähler. Dieser Bruch lässt die Spannung nur noch stärker werden. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich bei einem Buch so richtig gefesselt war, aber die Erzählstruktur der Geschichte ist wirklich einmalig. Mit mehr oder weniger vagen Andeutungen, der wechselnden Erzähler wächst beim Lesen die Erwartungshaltung und man ist ständig dabei die Geschehnisse im Kopf neu zu ordnen. Kaum hat man sich eine Theorie zurecht gelegt und glaubt die Wahrheit nun zu kennen, wird man im nächsten Kapitel eines besseren belehrt. Und das alles auch noch ohne irgendwelche Logiklücken. Ich hatte beim Lesen mehr als einen Aha-Moment.
Der Stil ist möglicherweise gewöhnungsbedürftig, denn jeder Erzähler schildert das Erlebte chronologisch und sachlich aus der Ich-Perspektive. Viel Emotionen werden nicht transportiert und doch fühlt man sich als Leser angesprochen. Es ist fast so, als begleite man die (privaten) Ermittler ganz nah bei ihren Recherchen. Man kann jeden Schritt verfolgen und nach und nach ergeben die vielen Einzelheiten ein umfassendes Bild, so dass man endlich die ganze Wahrheit über die schicksalhafte Nacht im Jahr 1987 erfährt.
Der psychologische Aspekt der Geschichte hat mir gut gefallen, hierbei dreht sich alles um unsere Erinnerungen und inwieweit man diesen trauen kann. Ein Thema, das in allen verschiedenen Erzählebenen aufgegriffen wird und auch mich als Leser nicht mehr losgelassen hat. Auch nachdem ich das Buch zugeklappt habe, habe ich mir noch Gedanken über den Ausgang der Geschichte gemacht und wie alles soweit kommen konnte. Ich kann mir gut vorstellen, dass man beim nochmaligen Lesen einzelne Abschnitte mit ganz anderen Augen liest, da man den Ausgang der Geschichte ja nun kennt.
Je nach Kapitel wechselten auch die von mir vergebenen Sympathiepunkte. War mir ein Charakter zu Beginn noch sympathisch konnte das 50 Seiten später schon wieder ganz anders aussehen, denn schließlich hatte ich jetzt mehr Informationen. Nur leider müssen die ja nicht richtig sein… Und schon waren die Karten wieder neu gemischt. Langweilig wird’s dem Leser auf keinen Fall, denn bis zum Schluß gibt es noch neue Enthüllungen zu entdecken.

Lieblingsnebencharakter: Ich muss zugeben, dass mir dieses Mal die Nebenfiguren nicht allzu sehr im Gedächtnis geblieben sind. Wobei sich in diesem Buch auch die Frage stellt, wer sind überhaupt die Nebencharaktere? Richard, Laura, Professor Wieder und Derek Simmons sind die Hauptfiguren des eigentlichen Falls. Peter, John und Roy versuchen in der Gegenwart die Wahrheit ans Licht zu bringen, und auch wenn ohne die drei eine Aufklärung des Verbrechens von 1987 nicht möglich gewesen wäre, spielen sie doch nur eine untergeordnete Rolle. Die spannende Geschichte hat sich 1987 zugetragen. Vor diesem Hintergrund wähle ich Roy zu meinem Lieblingsnebencharakter. Seine Motivation, die Geschichte aufzuklären ist besonders, noch dazu ist er am hartnäckigsten. Er hat sich einfach der Wahrheitsfindung verschrieben. Soviel Einsatz sollte belohnt werden.

Fazit: Ein unheimlich spannendes Buch mit vielen unerwarteten Wendungen. Niemals kommt Langeweile auf, ganz im Gegenteil die Spannung ist von Anfang bis Ende sehr hoch. Der Leser darf teilhaben an den Ermittlungen und dabei zusehen, wie die eine oder andere Theorie aufkommt und wieder verworfen wird, denn auch wenn man glaubt von Beginn an zu wissen, was wirklich passiert ist, man muss sich immer wieder eines besseren belehren lassen. Nichts ist so schwierig zu finden wie die Wahrheit, noch dazu, wenn man nur die eigene Erinnerung hat. Ein psychologischer Krimi, der sich mit der Macht der eigenen Erinnerung auseinandersetzt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Titel: Das Buch der Spiegel
Autor: E. O. Chirovici (Übersetzung: Silvia Morawetz / Werner Schmitz)
Verlag: Goldmann
ISBN: 9783442314492
Augabe: Hardcover (Preis: 20,00 EUR)

Rezension: „Das Paket“ von Sebastian Fitzek

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„Das Paket“ von Sebastian Fitzek (Bildquelle: Droemer)

„Das Einzige, was jetzt noch dringend genäht werden musste, war ihr Leben, das in mehrere Teile zerrissen war, […].  (S.249)

Inhalt: Der Postbote klingelt in einer gut behüteten Wohnsiedlung und bittet Emma Stein ein Paket für einen Nachbarn anzunehmen. Sie willigt ein, bevor sie merkt, dass sie keinen Nachbarn kennt, mit diesem Namen. Alles könnte so harmlos sein, wären da nicht Emmas traumatische Kindheitserinnerungen und ihre Begegnung mit einem Serienmörder vor einigen Monaten. Welchen Alptraum hat sie sich da nur ins Haus geholt und wie wird sie ihn wieder los?

Leseeindruck: Wieder einmal ein wirklich spannender Thriller von Sebastian Fitzek. Eine alltägliche Ausgangssituation, die wohl viele von uns schon mal erlebt haben, wird zur Grundlage für eine verstrickte Romanhandlung. Ein Paket für jemanden annehmen? Kein Problem. Doch dann beginnt das Kopfkino. Was ist in dem Paket, wer ist der unbekannte Nachbar? Genau das macht die Spannung dieses Buches aus. Emma hat eine so traumatische Vorgeschichte, dass man als Leser immer wieder den Atem anhält. Ihr passieren viele unerklärliche Dinge und nicht nur sie selbst denkt oft: Das kann doch jetzt nicht wahr sein, wieviel muss ich denn noch ertragen. Auch als Leser hatte ich oft genau dieses Gefühl.
Die Kapitel sind recht kurz, dadurch nimmt das Geschehen sehr schnell an Fahrt auf. Kaum hat man die Gedanken im Kopf sortiert, werden sie im nächsten Kapitel wieder durcheinander gewirbelt. Mehr als einmal habe ich geglaubt, ich sei dem Täter auf der Spur, doch jedes Mal wurde ich eines besseren belehrt. Es wird überhaupt viel mit den Erwartungen des Lesers (und auch Emmas) gespielt. Eingetreten sind meine aber nie, denn die Handlung ist alles andere als vorhersehbar. Trotzdem werden alle Fäden am Ende logisch verknüpft. Zwischendurch konnte ich mir nicht vorstellen, wie dieses ganze Geflecht aus Lügen und Intrigen noch aufgelöst werden soll, aber keine Sorge, es wird hervorragend aufgelöst. Allein schon für das Ende könnte ich 5 Sterne vergeben. Ich kann dazu wirklich nur eines sagen: Es ist nichts so wie es scheint. :-)
Gut gefallen haben mir auch die Ausflüge in die Psychologie. Emma ist selbst Psychologin und versucht sich mehr oder weniger selbst zu therapieren und nimmt daher ihr Umfeld mit einem ganz besonderen Blick wahr. Als Leser folgt man diesen Betrachtungen natürlich, daher konnte ich ihre Ängste sehr gut nachvollziehen und habe mit ihr mitgelitten. Wäre „Das Paket“ ein Film, hätte ich mich wohl das eine oder andere Mal hinter meinen Sofakissen versteckt. Das ging natürlich nicht, denn ich wollte da so schnell wie möglich weiterblättern, um einen der vielen Kapitelcliffhanger aufzulösen.
Nachdem ich das Buch nun beendet habe, ist mir umso bewusster geworden, welchen Einfluss die eigene Vorstellungskraft und auf das Handeln der Figuren hat.

Lieblingsnebencharakter: Ok, jetzt wird’s kompliziert. Ich hatte so einige Kandidaten auf dem Zettel, die sich dann alle selbst ins Aus geschossen haben, denn schließlich passieren einige Dinge, mit denen ich beim besten Willen nicht gerechnet habe. Also hat es die- oder derjenige letztendlich nicht verdient, dass ich ihn oder sie hier erwähne. Würde ich euch jetzt einen oder mehrere Charaktere nennen, dann würdet ihr wissen, dass er oder sie zu den Guten gehört. Tja, und das will ich nicht, hier wird ja nicht gespoilert. Also behalte ich meinen Liebling für mich und nehme stattdessen einen Gegenstand: Das Paket :-) Wirklich erstaunlich welche Auswirkung ein einfaches Paket auf einen Menschen haben kann.

Fazit: Ein toller Psychothriller. Vom ersten Kapitel an fesselnd und nie vorhersehbar. Die Suche nach dem Täter und dessen Motiv bringt viele Überraschungen mit sich und entwickelt sich zu einem sehr komplexen Geflecht, das wirklich erst auf den letzten Seiten aufgedeckt wird. Für tolle Unterhaltung gibt’s von mir die volle Punktzahl. PS: Ein Extralob geht an die Herstellung im Verlag, die dafür gesorgt haben, dass die erste Auflage des Buches wirklich in einem Paket steckt.

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„Das Paket“ eingepackt als Paket ;-)

Bewertung:
5 out of 5 stars

Bibliographische Angaben:
Autor: Sebastian Fitzek
Titel: Das Paket
Verlag: Droemer
ISBN: 9783426199206
Ausgabe: Hardcover (19,99 EUR)